"In einer Geste des Verantwortungsbewusstseins": Mitarbeiter des Roten Blitzes auf Mallorca sagen Streik in letzter Minute ab

Bis zum 9. September waren acht Streiktage vorgesehen. Die Auswirkungen sollten sich ohnehin in Grenzen halten

Fährt aufgrund des Streiks einmal weniger am Tag als geplant: Der Sóller-Zug.

Fährt aufgrund des Streiks einmal weniger am Tag als geplant: Der Sóller-Zug. / EFE

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Jetzt fährt der Rote Blitz auf Mallorca doch ohne Einschränkung - zumindest am Dienstag (22.8.) und am Mittwoch. Wie das Streikkomitee der Sóller-Zuges am Dienstagvormittag mitteilte, wurde der geplante Streik in letzter Minute abgeblasen. Die Angestellten begründen diese Entscheidung in der Mitteilung mit "einer Geste des Verantwortungsbewusstseins um die Sicherheit der Fahrgäste und der Mitarbeiter". Bei der Besetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestdienste sei nicht an die Verkehrssicherheit gedacht worden.

Die Streiktage Ende August und Anfang September sollen zunächst aufrecht erhalten werden. Gleichzeitig will die Gewerkschaft erneut mit dem Unternehmen die strittigen Punkte im Tarifvertrag verhandeln, einen konkreten Termin gibt es allerdings noch nicht.

Einigung am Montag (21.8.) gescheitert

Zuvor war am Montag (21.8.) eine Einigung zwischen den Angestellten des historischen Sóller-Zugs auf Mallorca und dem Unternehmen Ferrocarril de Sóller gescheitert: Ab Dienstag (22.8.) wollten die Mitarbeiter des sogenannten Roten Blitzes zwischen Palma und Sóller sowie der Straßenbahn zwischen Sóller und Port de Sóller in den Arbeitskampf treten.

Die Auswirkungen hätten sich allerdings im Rahmen gehalten, denn die Balearen-Regierung hat verfügt, dass mindestens 75 Prozent der Verbindungen aufrecht erhalten bleiben müssen. Das hätte bedeutet, dass es an den Streiktagen im Falle des Roten Blitzes beispielsweise nun statt vier täglicher Verbindungen zwischen Palma und Sóller noch drei gegeben hätte. Gestrichen worden wären alle privat gebuchten Fahrten der Bahn, die zumeist Reiseveranstalter für Urlauber reservieren.

Acht Streiktage bis zum 9. September

Nun sind noch sechs Streiktage vorgesehen: die Tage vom 29. bis 31. August und vom 7. bis 9. September.

Auch die Straßenbahn nach Port de Sóller ist betroffen.

Auch die Straßenbahn nach Port de Sóller ist betroffen. / DM

Die Gewerkschaft CCOO de Servicios Ferroviarios und das Unternehmen Ferrocarril de Sóller hatten sich am Freitag (18.8.) und Montag vor dem balearischen Schiedsgericht getroffen, kamen aber schließlich nicht zu einer Einigung. Der springende Punkt waren offenbar die Zuschläge für langjährige Firmenzugehörigkeit.

Hier sei man schon mit den Forderungen heruntergegangen, erklärte Miquel Àngel Vadell, der Koordinator der Gewerkschaft. Man habe proportional weniger gefordert als in den ersten Verhandlungen und außerdem das Angebot gemacht, die Zuschläge für Mitarbeiter, die drei oder vier Jahre vor dem Renteneintritt stehen, einzufrieren und nicht weiter zu erhöhen. Die Gewerkschaft spricht davon, dass ohnehin "70 Prozent der Angestellten" diese Zuschläge gar nicht bekommen.

Saisonkräfte mehr als nur sieben Monate anstellen

Weitere Forderungen der Gewerkschaft waren etwa, die Saisonkräfte, die sogenannten fijos discontinuos, in Zukunft neun statt sieben Monate anzustellen. Rund ein Viertel der Angestellten des Sóller-Zugs sind Saisonkräfte. Gefordert hatte die Gewerkschaft auch eine deutlichere Lohnerhöhung als die, die das Unternehmen anbot.

Das Unternehmen Ferrocarril de Sóller hatte bereits am Montag in einer Pressemitteilung seine Haltung verteidigt und erklärt, man habe sich sehr um ein attraktives Angebot für die Angestellten bemüht und beispielsweise für die Jahre bis 2025 eine Lohnerhöhung von 11,5 Prozent vorgesehen. Auch im Jahr 2022 sei das Gehalt um 3,5 Prozent gestiegen.

Der Tarifvertrag der Angestellten des Sóller-Zugs sieht unter anderem 28 Urlaubstage vor, wo in vielen Unternehmen 22 das Normalmaß sind. Dazu kämen Grundgehälter von durchschnittlich 1.750 Euro und 15 Gehaltszahlungen, was ebenfalls über dem Durchschnitt liegt.