Nach Schuldspruch für Rentner, der Einbrecher erschoss: Unterstützer organisieren Kampagne

Die Entscheidung der neun Geschworenen war mit fünf Ja- und vier Nein-Stimmen sehr knapp ausgefallen

Der 83-jährige Rentner wurde für schuldig befunden.

Der 83-jährige Rentner wurde für schuldig befunden. / B. Ramon

J.F. Mestre

J.F. Mestre

Nachdem ein Schwurgericht auf Mallorca einen 83-jährigen Rentner des Totschlags für schuldig erklärt hat, macht sein Heimatort Porreres mobil. Bei Facebook haben mehrere Unterstützer von Pau R. eine Kampagne gestartet, die sich dafür einsetzt, dass dem 83-Jährigen die Haft erspart bleibt. Um 15 Uhr am Samstag waren bereits mehr als 550 User der Gruppe beigetreten.

"Meine volle Unterstützung für Pau, ein großartiger Mensch. Das einzige, was er getan hat, war sein Eigentum, seine Frau und sich zu verteidigen. Die, die ihn angegriffen haben, waren die Räuber, weil sie sich ein zweites Mal Zutritt verschafften. Darauf war er vorbereitet", schrieb eine Frau bei Facebook. Die Gruppe plant auch, eine Kundgebung zugunsten von Pau R. in Porreres auf die Beine zu stellen. Bislang ist allerdings noch nicht klar, wann das passieren soll.

Ein Schwurgericht hatte nahezu den gesamten Freitag beraten und den Schuldspruch am späten Nachmittag verkündet. Die Entscheidung dafür fiel äußerst knapp aus. Fünf Geschworene befanden den Rentner für schuldig, vier setzten sich für einen Freispruch ein.

Rentner soll nicht hinter Gitter

Diejenigen, die die Schuld beim 83-Jährigen sahen, orientierten sich an der Darstellung der Staatsanwaltschaft, dass der Rentner durchaus andere Möglichkeiten der Gegenwehr gehabt habe, als auf einen der Einbrecher in seiner Finca zu schießen. Gleichzeitig setzte sich das Schwurgericht dafür ein, dem Rentner eine Begnadigung dahingehend zu erteilen, dass er nicht hinter Gitter muss.

Die Geschworenen befanden auch die anderen Angeklagten im Prozess für schuldig: den Bruder des getöteten Einbrechers sowie zwei Männer aus Porreres, die die beiden Brüder zum Einbruch angestiftet haben sollen. Die Staatsanwaltschaft beantragte nach dem Schuldspruch wie bereits angekündigt für den Rentner eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten sowie für die anderen drei Angeklagten eine Haftstrafe von fünf Jahren. Die Strafen müssen nun noch von einem Richter bestätigt werden.

Geplanter Überfall

Der Überfall im Februar 2018 war von langer Hand geplant gewesen. Einer der nun angeklagten Anwohner erfuhr, dass der Rentner stets große Mengen Bargeld auf seiner Finca in Porreres bunkerte. Er erzählte einem Freund von der Idee, den Senior zu überfallen. Sie engagierten zwei Brüder, um den Überfall durchzuführen. 

Die Brüder warteten vor dem Haus ab, bis der Rentner aufwachte und aus der Tür trat. In diesem Moment überrumpelte ihn einer der Männer, verdeckte ihm den Mund und forderte ihn auf, den Tresor zu öffnen. Der andere Bruder schlich sich ins Haus, schubste die Frau des Rentners auf ein Bett und sperrte sie im Zimmer ein.

Rentner hatte Panik-Knopf im Haus

Als die Täter damit beschäftigt waren, Geld in einen Sack zu füllen, ging der Rentner in ein Zimmer und holte ein Gewehr, das er dort gebunkert hatte. Dann stellte er sich vor die Tür und wartete. Als die Einbrecher wiederkamen, gab er einen Schuss ab und tötete damit einen der jungen Männer.

Die Staatsanwaltschaft macht geltend, dass der Rentner andere Möglichkeiten gehabt hätte sich zu wehren. Unter anderem habe er einen sogenannten Panik-Knopf im Haus gehabt, den er für Hilfe hätte drücken können. Der Rentner machte seinerseits geltend, er sei "in Panik geraten" und habe Angst gehabt, dass die Einbrecher ihn und seine Frau töten würden. /jk/pss