Baufirma gibt auf: Neue Heimstätte der Balearen-Sinfoniker auf Mallorca wird so schnell nicht fertig

Das Unternehmen erklärte, die Arbeiten nicht fertigstellen zu können und bat um Auflösung des Vertrags. Die Balearen-Regierung prüft nun Schadenersatzansprüche

Die Caja de Música in ihrem aktuellen Zustand.

Die Caja de Música in ihrem aktuellen Zustand. / CAIB

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Eigentlich sollte die Balearen-Sinfoniker spätestens im Frühjahr 2024 in ihren neuen Hauptsitz, die sogenannte Caja de Música, umziehen. Das Gebäude mit Probenräumen und einem Konzertsaal sollte laut Plan am 30. Dezember 2023 fertiggestellt sein. Doch daraus wird nun nichts mehr.

Wie die Balearen-Regierung am Montagabend (4.12.) bekanntgegeben hat, muss der Bau der Caja de Música neu ausgeschrieben werden. Der Grund ist, dass die beauftragte Baufirma Alea S.L. ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen ist und bereits Ende Oktober selbst um eine Auflösung des Vertrags gebeten hat.

Arbeiten nicht wie vereinbart ausgeführt

Wie es in einer Pressemitteilung der Landesregierung heißt, kam der Stiftungsbeirat der Sinfoniker (FOSIB) bei einer Sitzung am Montag überein, dass die Arbeiten neu ausgeschrieben werden müssen, unter anderem weil die Baufirma die Arbeiten nicht im vereinbarten Zeitplan ausgeführt. Darüber hinaus hatte Alea S.L. angeforderte Zustandsberichte über den Fortgang auf der Baustelle nicht eingereicht.

Im Januar 2023 war die Frist für die Fertigstellung der Caja de Música um einige Monate bis Ende des Jahres verlängert worden. Zu diesem Zeitpunkt deutete noch wenig darauf hin, dass es zu großen Schwierigkeiten kommen könnte. Lediglich die Beschaffung einiger Materialien stellte sich damals schon als komplizierter heraus als erwartet.

Im Juli erst knapp 37 Prozent des Baus beendet

Im Juli 2023 gab die Firma Tragsa, die im Auftrag der Landesregierung die Arbeiten überwachte, einen Bericht über den Zustand der Baustelle heraus. Darin hieß es, dass die wichtigsten Bauteile noch fehlten und die Arbeiten lediglich zu 36,76 Prozent abgeschlossen waren. Außerdem könne man keine Beschleunigung der Arbeitsprozesse feststellen, weshalb das Datum der Fertigstellung Ende Dezember illusorisch erschien.

Am 26. Oktober dann erklärte Alea S.L., dass man die Arbeiten nicht fertigstellen könne und bat um eine einvernehmliche Aufhebung des Vertrages. Angeblich waren externe Faktoren für die Schwierigkeiten verantwortlich. Nach einer Prüfung kam man bei der Landesregierung allerdings zu dem Schluss, dass das Scheitern der Arbeiten nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen sei, weshalb eine beiderseitige Auflösung des Vertrags nicht infrage komme.

Wie hoch wird die Entschädigung?

Wie hoch die Entschädigungsforderungen der Balearen-Regierung an Alea sein werden, konnte eine Sprecherin des zuständigen Tourismusministeriums am Dienstag noch nicht sagen. "Wir haben zunächst ein Verfahren zur Auflösung des Vertrages eingeleitet und werden dann Schadenersatzansprüche prüfen", sagte die Sprecherin der MZ.

Die Arbeiten sollen bald wieder ausgeschrieben werden können. "Wann das geschehen wird, ist aber ebenfalls noch unklar", sagte die Sprecherin. Man wolle so wenig Zeit wie möglich verlieren, auch damit bereits gebaute Teile der Caja de Música nicht durch Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen würden. "Bevor die Arbeiten aber ausgeschrieben werden können, müssen wir erst einmal eine Bestandsaufnahme der Baustelle anfertigen."

Klaus-Michael Kühne im Juli 2020, als er im Beisein der Ministerpräsidentin Francina Armengol (Mitte) seine Spende ankündigte.

Klaus-Michael Kühne im Juli 2020, als er im Beisein der Ministerpräsidentin Francina Armengol (Mitte) seine Spende ankündigte. / CAIB

Budget von 8,5 Millionen Euro

Der Bau der Caja de Música war im Juni 2021 ursprünglich mit einer Dauer von 22 Monaten ausgeschrieben worden, Baubeginn war dann im August. Das Budget für den Sitz der Sinfoniker lag bei 8,5 Millionen Euro. 4,5 Millionen Euro steuert die Balearen-Regierung bei, je zwei Millionen Euro kommen von der Stiftung des Logistik-Unternehmers Klaus-Michael Kühne sowie von der Tourismus-Stiftung Fundatur. Die MZ hat Kühne, der auf Mallorca das Hotel Son Claret nahe Es Capdellà besitzt, um eine Stellungnahme gebeten.

Der Unternehmer teilte mit: "Die Umstände sind mehr als ärgerlich, sollte die Konzerthalle doch schon im März dieses Jahres eröffnet sein. Meine Frau und ich haben uns in dem guten Glauben für die nicht unerhebliche Förderung entschieden, weil wir einen Beitrag für das kulturelle Leben auf dieser schönen Insel, der wir uns sehr verbunden fühlen, leisten wollen. Und nun müssen wir sehen, wie verantwortungslos manche Akteure dem Ruf dieses besonderen Projekts Schaden zufügen." Er und seine Frau seien aber guter Hoffnung, dass die neue Regierung und Geschäftsführung der Sinfoniker den Weiterbau "jetzt mit hoher Priorität ermöglichen werden".

Hochkomplexer Bau

Die Caja de Música wird nach den Planungen ein technologisch komplexes Gebäude. Als Hauptsitz des Orchesters wird der Bau über einen Hauptsaal mit einer Kapazität von 700 Zuschauern und einen weiteren für Kammermusik mit maximal 100 Plätzen verfügen. Die Video-, Ton- und Beleuchtungssystemen sollen es ermöglichen, visuelle 3D-Szenarien und sechs Projektionsflächen für ein immersives Erlebnis zu schaffen.

Darüber hinaus ist geplant, dass rund 800 Zuschauer die Konzerte benachbarten Park über eine 150 Quadratmeter große Außenleinwand und ein 360-Grad-Soundsystem kostenlos verfolgen können. Der neue Hauptsitz der Sinfoniker ist Teil des Technologie-Distrikts Nou Llevant, einer ehrgeizigen Stadterweiterung im Osten, die zahlreiche öffentliche Gebäude umfasst.

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