Erst mal kein Brahms: So kam es zum Baustopp des Konzertsaals für die Sinfoniker auf Mallorca

Der Technologiedistrikt Nou Llevant kommt schleppend voran, der Bau des Konzertsaals für die Sinfoniker muss neu ausgeschrieben werden. Geldgeber Klaus-Michael Kühne ist verärgert

Verwaist liegt der Bau für die neue Caixa de Música im Viertel Nou Llevant da.

Verwaist liegt der Bau für die neue Caixa de Música im Viertel Nou Llevant da. / Johannes Krayer

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Es scheint der Wurm drin zu sein im neuen Technologie- und Kulturdistrikt Nou Llevant im Osten von Palma. Hier sollten eigentlich die Balearen-Sinfoniker spätestens im Frühjahr 2024 ihren neuen Hauptsitz auf Mallorca, die Caixa de Música, beziehen. Das Gebäude, das unter anderem der deutsche Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne mit einer Millionenspende mitfinanziert, sollte laut Plan am 30. Dezember 2023 fertiggestellt sein. Doch daraus wird nun nichts.

Der Bau der Caixa de Música müsse neu ausgeschrieben werden, teilte die Landesregierung Anfang der Woche mit. Zuvor war der Stiftungsbeirat der Sinfoniker (FOSIB) zu dieser Entscheidung gekommen. Grund: Die beauftragte Baufirma Alea S.L. habe die Arbeiten nicht im vereinbarten Zeitplan ausgeführt. Darüber hinaus habe das Unternehmen angeforderte Zustandsberichte über den Fortgang auf der Baustelle nicht eingereicht. Alea S.L. hatte ihrerseits bereits Ende Oktober um eine Auflösung des Vertrags gebeten.

Nicht das erste Vorhaben mit Problemen

Es ist nicht das erste öffentliche Vorhaben, das im Nou Llevant ins Stocken gerät. Erst Mitte November hatte sich herausgestellt, dass die Stadtverwaltung von Palma auf das Campus Tecnológico Palma-Tech verzichten will – ein Projekt für ein Forschungs- und Innovationszentrum der Balearen-Universität (UIB). Die neue PP-Stadtregierung begründete das mit einem negativen hydrologischen Bericht an der Stelle, an der der Bau geplant war. Außerdem habe die Vorgängerregierung keinerlei schriftliche Abkommen mit der UIB über das Vorhaben geschlossen.

Der Grundstein für die Caixa de Música war im August 2021 gelegt worden, ursprünglich sollten die Arbeiten lediglich 22 Monate dauern. Im Januar 2023 war die Frist für die Fertigstellung der Caixa de Música dann um einige Monate bis Ende des Jahres verlängert worden. Im Juli gab die Firma Tragsa, die im Auftrag der Landesregierung die Arbeiten überwachte, einen Bericht über den Zustand der Baustelle heraus. Darin hieß es, dass die wichtigsten Bauteile noch fehlten und die Arbeiten lediglich zu 36,8 Prozent abgeschlossen waren. Außerdem könne man keine Beschleunigung der Arbeitsprozesse feststellen, weshalb das Datum der Fertigstellung Ende Dezember illusorisch erscheine.

So sieht die Baustelle von der Parkseite aus.

So sieht die Baustelle von der Parkseite aus. / Johannes Krayer

Entschädigung wird noch geprüft

Am 26. Oktober dann erklärte Alea S.L., die Arbeiten nicht fertigstellen zu können und bat um eine einvernehmliche Aufhebung des Vertrages. Angeblich waren externe Faktoren für die Schwierigkeiten verantwortlich. Nach einer Prüfung kam die Landesregierung zu dem Schluss, dass das Scheitern der Arbeiten nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen sei, weshalb eine beiderseitige Auflösung des Vertrags nicht infrage komme.

Wie hoch die Entschädigungsforderungen der Balearen-Regierung an Alea S.L. sein werden, konnte eine Sprecherin des zuständigen Tourismusministeriums noch nicht sagen. „Wir haben zunächst ein Verfahren zur Auflösung des Vertrages eingeleitet und werden dann Schadenersatzansprüche prüfen“, sagte eine Sprecherin gegenüber der MZ.

Klaus-Michael Kühne hofft auf Priorität für den Bau

Gereizt auf den Baustopp reagiert Klaus-Michael Kühne, einer der Geldgeber für das Projekt und Inhaber des Hotels Castell Son Claret bei Es Capdellà. Der MZ teilte der Hamburger Unternehmer mit: „Die Umstände sind mehr als ärgerlich, schließlich sollte die Konzerthalle schon im März eröffnet sein. Meine Frau und ich haben uns in dem guten Glauben für die nicht unerhebliche Förderung entschieden, weil wir einen Beitrag für das kulturelle Leben auf dieser schönen Insel, der wir uns sehr verbunden fühlen, leisten wollen. Und nun müssen wir sehen, wie verantwortungslos manche Akteure dem Ruf dieses besonderen Projekts Schaden zufügen.“

Er und seine Frau seien aber guter Hoffnung, dass die neue Regierung und Geschäftsführung der Sinfoniker den Weiterbau „jetzt mit hoher Priorität ermöglichen werden“. Kühne stellte durch seine Stiftung zwei Millionen Euro für den Bau zur Verfügung. Die restlichen 6,5 Millionen Euro stammen von der Balearen-Regierung (4,5 Millionen) und der Tourismus-Stiftung Fundatur.

Noch unklar, wann es weitergeht

Wann die Arbeiten neu ausgeschrieben werden, ist indes noch unklar. Man wolle so wenig Zeit wie möglich verlieren, auch damit bereits gebaute Teile der Caixa de Música nicht durch Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen würden, sagte die Sprecherin des Ministeriums. „Bevor die Arbeiten aber ausgeschrieben werden können, müssen wir erst einmal eine Bestandsaufnahme der Baustelle anfertigen.“ So oder so dürfte sich die Fertigstellung des Baus um viele Monate, wenn nicht Jahre verzögern.

Die Caixa de Música soll laut den ursprünglichen Plänen über einen Hauptsaal mit einer Kapazität für 700 Zuhörer und einen weiteren für Kammermusik mit rund 100 Plätzen verfügen. Die Video-, Ton- und Beleuchtungssysteme sollen auch visuelle 3D-Projektionen ermöglichen. Darüber hinaus ist geplant, dass rund 800 Zuschauer die Konzerte im benachbarten Park über eine 150 Quadratmeter große Außenleinwand und ein 360-Grad-Soundsystem kostenlos im Freien verfolgen können.

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