Zeckenmittel für Hunde auf Mallorca: Welche sind wirksam und welche gefährlich?

Zur Abwehr der Plagegeister gibt es Mittel wie Sand am Meer. Welche halten deutsche Parasitologen für sinnvoll?

Ultraschall-Halsbänder sind für Vierbeiner keine gesunde Prophylaxe.

Ultraschall-Halsbänder sind für Vierbeiner keine gesunde Prophylaxe. / PATRICK PLEUL

Katja Sponholz (dpa)

Schon ein einziger Zeckenstich kann bei Hunden schwere Krankheiten auslösen. Unter Umständen mit lebensbedrohlichen Folgen. Das gilt für die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), aber auch für Babesiose, Anaplasmose oder Borreliose. Auch wenn nicht gleich jeder Kontakt mit einer infizierten Zecke zu einer Infektion und nicht jede Infektion später auch zu einer schwerwiegenden Erkrankung führt, empfiehlt die European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP) allen Hunde- und Katzenbesitzern, ihre Tiere auf jeden Fall zu schützen. Es bestehe immer ein gewisses Risiko einer Erkrankung, ausgelöst durch die von Zecken übertragenen Erreger. Wie aber bewahrt man seine Tiere wirksam vor blutsaugenden Holzböcken oder vor Buntzecken, die in den wärmeren Monaten besonders aktiv sind?

Die tropische Zeckenart Hyalomma ist auf Mallorca weitverbreitet.   | FOTO: SUSANNE MENGELBERG/PRIVAT/DPA

Die tropische Zeckenart Hyalomma ist auf Mallorca weitverbreitet. / SUSANNE MENGELBERG/PRIVAT/DPA

Welche Mittel helfen wirklich?

Die Liste der Wundermittel, die Besitzern im Internet empfohlen werden, ist lang. Für die Wissenschaftler vom ESCCAP ist klar, dass lediglich geprüfte und zugelassene Tierarzneimittel einen Schutz vor Zeckenbefall und durch Zecken übertragene Krankheiten bieten. Diese gibt es in Form von Kautabletten, Halsbändern oder sogenannten Spot-on-Präparaten, die auf die Haut geträufelt werden.

Wirksam sind zum Beispiel synthetische Pyrethroide: Dabei handelt es sich um Kontaktgifte, die die spannungsabhängigen Natriumkanäle in den Zellmembranen von Nervenzellen blockieren. Sie haben einen sogenannten „Hot-Foot-Effekt“. Der sorgt dafür, dass Zecken, die an ihren Beinen Chemorezeptoren haben, den Hund schnell wieder verlassen wollen, weil der Wrkstoff sie lähmt. Im besten Fall können sie gar nicht erst zustechen, weil sie vom Gift direkt ausgeknockt werden. Vorsicht geboten ist allerdings in Haushalten, in denen auch Katzen leben, denn für diese sind Pyrethroide leider giftig.

Ein friedliches Zusammenleben von Hund und Katze

Ein friedliches Zusammenleben von Hund und Katze / Nele Bendgens

Eine nachgewiesene Wirkung haben darüber hinaus Arzneimittel mit sogenannten Isoxazolinen, dabei handelt es sich eine neue gegen Zecken wirksame Wirkstoffgruppe. Sie werden in Form von Tabletten oder als Spot-on-Präparat verabreicht und töten die Spinnentiere je nach Konzentration bis zu drei Monate lang ab. Die Mittel haben jedoch kein gutes Image: Im Internet warnen Hundebesitzer davor, dass diese Produkte mehrfach den qualvollen Tod ihrer Lieblinge verursacht hätten.

Der ESCCAP-Experte Ard Nijhof weist dagegen darauf hin, dass diese Arzneimittel in unterschiedlichen Studien getestet worden seien und mögliche negative Folgen zudem kontinuierlich beim Bundesamt für Verbraucherschutz gemeldet würden. „Schwere Nebenwirkungen treten nur sehr selten auf, in etwa einem von 10.000 Fällen“, sagt Nijhof. Ernst nehmen sollten die Warnungen alle Menschen, die vulnerable Hunde halten, etwa solche mit Epilepsie oder junge und noch kleine Hunde mit weniger als zwei Kilogramm Körpergewicht. Seit der Markteinführung im Jahr 2014 lägen viele Erfahrungen zur Anwendung vor, erklärt Ard Nijhof. Sein Fazit: „Diese Stoffe sind wirksam und werden auch meistens gut vertragen. Wenn der Hund gesund ist, kann man sie auf jeden Fall empfehlen.“

Neben speziellen Halsbändern sind die beliebtesten Darreichungsformen Spot-on-Präparate fürs Fell und Tabletten.

Neben speziellen Halsbändern sind die beliebtesten Darreichungsformen Spot-on-Präparate fürs Fell und Tabletten. / Katja Sponholz/dpa-tmn

Hausmittel sind ungesund

Nicht empfehlenswert ist das Einreiben mit Lavendel, Minze und anderen ätherischen Ölen. Für Hunde mit ihrer überaus empfindlichen Nase bedeutet das eine Qual und ist alle andere als eine sanfte Alternative.

Auch Zwiebeln oder Knoblauch in das Futter zu mischen ist als Prophylaxe ungeeignet – abgesehen davon, dass die Wirkung laut ESCCAP nicht klar nachgewiesen ist enthalten beide Lauchgewächse bestimmte Substanzen, die bei Haustieren den Blutfarbstoff Hämoglobin und damit die roten Blutkörperchen zerstören. Eine Blutarmut oder auch Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen, Durchfall und Appetitverlust sind die Folgen.

Nach Ansicht einiger Tierhalter sollen Ultraschall-Halsbänder, die permanent ein für den Menschen nicht hörbares Signal abgeben, Flöhe und Zecken abhalten. „Für das Hundeohr ist das sehr quälend“, meint der Parasitologe Torsten Naucke aus Niederkassel. Naucke hat den gemeinnützigen Verein „Parasitus Ex“ gegründet, der Grundlagenforschung rund um das Thema parasitäre Erkrankungen bei Tieren fördert. Besonders skeptisch bewertet er Plaketten und Magnete, die aufgrund ihrer Energiefelder Parasiten abhalten sollen. „Das ist für mich persönlich Scharlatanerie, das funktioniert einfach nicht“, so Naucke.

Hände weg von Heilsteinen

Bernsteinketten werden von Experten ebenfalls kritisch gesehen. „Die Behauptung, dass ungeschliffene Bernsteine eine statische Elektrizität erzeugen, die Zecken fernhalten soll, ist umstritten und wissenschaftlich nicht zu belegen“, sagt Dieter Barutzki, Fachtierarzt für Parasitologie aus Freiburg. Ebenso fehlen Beweise, dass Keramikröhrchen mit Mikroorganismen einen Einfluss auf Zecken haben könnten. Im Zweifelsfall sollte man immer der klassischen Medizin vertrauen.