Spanisch lernen: Das Wort des Jahres 2022 ist im Grunde eine Mogelpackung
Ein sprachlicher Jahresrückblick entlang der Liste der spanischen Sprachstiftung Fundéu
Jeweils zum Jahreswechsel veröffentlicht die spanische Sprachstiftung Fundéu eine Liste mit zwölf Ausdrücken, die in besonderer Weise das zurückliegende Jahr geprägt haben. Manchmal sind dies neue Wortschöpfungen, meistens aber bereits bestehende Begriffe, die eine besondere Relevanz oder eine zusätzliche Bedeutung erlangt haben. Erst unmittelbar vor Neujahr wird schließlich bekannt gegeben, welches Wort aus der Shortlist zur palabra del año gekürt wird. Da die Fundéu-Stiftung einen pädagogischen Ansatz hat, handelt es sich immer um Begriffe, zu denen es sprachlich etwas zu lernen oder zu beachten gibt.
Die Sache mit der reduflación
Ein Kandidat ist zum Beispiel der Ausdruck la inflación (Inflation), weil er in diesem Jahr weitere daraus abgeleitete Begriffe hervorgebracht hat. So bezeichnet la reduflación – zusammengesetzt aus reducción (Reduktion) und inflación – die Tendenz vieler Hersteller, die Preissteigerung zu vertuschen, indem sie zum selben Verkaufspreis Packungen mit weniger Inhalt anbieten. Auf Deutsch benutzen viele dafür neuerdings den englischen Ausdruck shrinkflation. Andere erinnern sich an den im Vergleich fast altbacken wirkenden Ausdruck der „Mogelpackung“.
Neben den internationalen Aufregern Nestlé, Pepsi und Danone hat man sich in Spanien speziell über die Marke Campofrío geärgert, deren Aufschnitt-Päckchen im untersten Preissegment zwar nach wie vor genau einen Euro kosten, aber statt 110 eben nur noch 90 Gramm Wurstscheiben enthalten – eine reduflación von knapp 20 Prozent.
Der Zusammenhang mit der Ukraine
Wenig überraschend ist, dass viele der Wortkandidaten – einschließlich der inflación – zumindest indirekt etwas mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine (la guerra rusa contra Ucrania) zu tun haben. Allen voran der Ausdruck la apocalipsis (also „Apokalypse“), der sich auf die wieder zunehmende Angst bezieht, ein Atomkrieg (una guerra nuclear) könnte die Welt zerstören. Die Fundeú-Stiftung weist – in ihrer eigenen etwas besserwisserischen Art – darauf hin, dass der von US-Präsident Biden benutzte Ausdruck Armageddon ursprünglich eigentlich den Ort bezeichnet, an dem die letzte Schlacht zwischen Gut (el bien) und Böse (el mal) stattfindet.
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