Mallorca Zeitung

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Wipeout Film Festival auf Mallorca: Surfen und das Meer schützen

Suche nach Mikroplastik statt nach der perfekten Welle:

Das zweitägige Filmfestival „Wipe Out“ geht neue Wege

Aktion von Good Karma Projects: Die Aktivisten befreien das Meer von Mikroplastik. | FOTO: VERANSTALTER Patrick Schirmer Sastre

Das Meer in den Mittelpunkt eines Filmfestivals auf Mallorca zu stellen, klingt zunächst einmal nicht wahnsinnig innovativ. Álvaro Iglesias verfolgt mit der ersten Ausgabe des „Wipe Out“-Festivals allerdings hehre Ziele. Der Organisator des zweitägigen Events, das am Dienstag (30.8.) auf den Stufen der Hafenbehörde an der alten Mole in Palma und tags darauf auf dem Gelände des Mallorca Live Summer in Magaluf steigt, will das Bewusstsein für den Meeresschutz steigern.

„Wir leben auf einer Insel, im Paradies, und gleichzeitig ist da auch die Verantwortung enorm, dieses Paradies zu erhalten“, sagt Iglesias, der zwischen 2012 und 2015 bereits das thematisch verwandte Mare-Mostra-Filmfestival auf die Beine gestellt hatte. „Mit der neuen Veranstaltung haben wir uns auf die Bereiche Surfen und Nachhaltigkeit beim Meeresschutz spezialisiert“, erklärt Iglesias.

Iglesias beobachtet nach eigenen Angaben gerade im Milieu der Surfer ein gesteigertes Bewusstsein für den Schutz des Meeres, deshalb auch die Idee, die beiden Felder zusammenzubringen. Surfen sei eben gerade nicht mehr das, was viele in ihrer Vorstellung hätten: nämlich braun gebrannte, gut gebaute kalifornische Schönlinge, die nur der perfekten Welle hinterherjagen.

Umweltschützende Surfer

Unterstützt wird der Chef-Organisator vom Meeresbiologen Sergio Ruiz Halpern, der bei der Stiftung Save the Med arbeitet und wie Iglesias begeisterter Surfer ist, sowie von der Event-Veranstalterin Miriam Pastor. Ein besonderes Anliegen ist Iglesias und seinen Mitstreitern bei der Organisation des Festivals das Thema Mikroplastik im Meer. Darum geht es unter anderem in „Chasing Pellets“, einem Dokumentarfilm, der die Aktivistinnen und Aktivisten von Good Karma Projects begleitet. Die Umweltschützer, nahezu alle Surfer, unternehmen regelmäßig größere Expeditionen, um Mikroplastik, die sogenannten Pellets, aus dem Meer zu fischen (siehe Foto).

Mikroplastik ist inzwischen in nahezu allen Winkeln der Weltmeere nachzuweisen und führt bei Fischen und in der Folge auch bei den Menschen, die die Fische verzehren, zu Gesundheitsschäden. Laut Studien gelangen heute zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr in die Meere – das entspricht fast zwei Lastwagenladungen voller Müll pro Minute.

Auch bei der Premiere beim Festival am Dienstagabend spielt der Umweltschutzgedanke eine zentrale Rolle. Die derzeit erfolgreichste spanische Surferin Garazi Sánchez präsentiert den Dokumentarfilm „Vergüenza“ (Scham), in dem sie selbst die Protagonistin ist. Iglesias berichtet, dass der Baskin auf dem Meer immer wieder Verschmutzungen aufgefallen seien. Eines Tages habe sie sich gefragt, warum sie sich als begeisterte und professionelle Nutzerin der Ozeane nicht selbst stärker mit dem Schutz der Meere beschäftige. Sie habe sich selbst ein wenig dafür geschämt, dass sie so spät auf diese Idee gekommen sei, daher der Titel des Films.

Filme, Bands und Workshops

Insgesamt werden bei dem Festival neun internationale Filme gezeigt, darunter Produktionen aus Australien, Frankreich und Spanien. Die meisten davon sind Kurzfilme, der längste dauert 46 Minuten. Nach der Premiere bei der Hafenbehörde in Palma, wo unter anderem auch ein Konzert der Band Go Cactus und eine DJ-Session steigen, gibt es am Mittwoch (31.8.) auf dem Gelände des ehemaligen Aquapark in Magaluf ein volles Programm, das weit über die Projektion von Filmen hinausgeht. Zwischen 18 und 21 Uhr gibt es zunächst zahlreiche Workshops zum Mitmachen.

Unter anderem können Interessierte beim Trockensurfen und auf dem Indoor-Bord ihre Geschicklichkeit testen. Auch speziell Kinder werden hier angesprochen. Zur selben Zeit findet auf dem Gelände ein Secondhand-Market statt: Wer nicht mehr benutzte Surfer-Ausstattung besitzt, kann diese mitbringen und dort gegen andere Teile eintauschen. Bei einem Surf Street Market können darüber hinaus auch neue Accessoires gekauft werden. Um 20.15 Uhr gibt es dann noch ein Konzert der Band Hattori Hanzo, bevor dann um 21.45 Uhr die Filme starten.

Für die Gratis-Veranstaltung am Dienstag werden keine Eintrittskarten benötigt, für Mittwoch kosten die Tickets 11 Euro und sind auf der Website des Festivals (wipeoutfilmfest.com) zu bekommen.

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