Herr Meeresminister, wie können die Strände auf Mallorca besser gemanagt werden?

Landesminister Juan Manuel Lafuente über die zahlreichen Streitfälle um Strandbuden, das Ringen mit der Bürokratie und den Neuaufbau der von Madrid übertragenen Küstenbehörde

Chiringuito an der Küste von Mallorca.

Chiringuito an der Küste von Mallorca. / DM

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Seit dem Machtwechsel 2023 haben die Balearen ein eigenes Landesministerium für das Meer und die Wasserwirtschaft. Darin ist auch die Küstenbehörde angesiedelt – die Zentralregierung hatte diese Zuständigkeit im Juni 2023 an die Balearen weitgehend abgetreten. An der Spitze des neuen Ministeriums steht der studierte Jurist Juan Manuel Lafuente (Maó, 1963). Der Reserveleutnant zur See und Segelfan vertrat die Volkspartei (PP) bislang im Stadtrat von Maó, im Inselrat von Menorca sowie im Balearen-Parlament.

Die Küstenbehörde gilt als behäbig, sie macht vor allem mit Verzögerungen bei der Autorisierung von Strandkonzessionen von sich reden. Mit welchem Gefühl übernimmt man die Verantwortung für eine solche Behörde?

Mit der Zielsetzung, dass diese Verzögerungen abgestellt und die Autorisierungen rund um die Küste maximal beschleunigt werden.

Welche Probleme haben Sie ausgemacht?

Es fehlte massiv an Personal. Hinzu kommt ein komplexer gesetzlicher Rahmen. Wir müssen bei Berichten, die jedes Jahr aufs Neue anfallen, die internen Abläufe vereinfachen.

Braucht dringend noch Personal: Minister Juan Manuel Lafuente.  | FOTO: NELE BENDGENS

Braucht dringend noch Personal: Minister Juan Manuel Lafuente. | FOTO: NELE BENDGENS / Frank Feldmeier

Wie hat sich die Personalsituation mit der Übernahme der Zuständigkeiten verändert?

Es gab etwa 15 Planstellen in der Küstenbehörde auf den Balearen. Wir haben die Zahl auf 30 verdoppelt. Doch das Personal muss erst ausgewählt und eingearbeitet werden, das dauert in der öffentlichen Verwaltung.

Haben Sie das Personal übernommen?

Praktisch alle sind neu. Die meisten hatten Anrecht darauf, weiterhin für die Zentralverwaltung zu arbeiten, und viele haben davon Gebrauch gemacht. In der Praxis sind erst 50 Prozent der Planstellen besetzt. Zudem wurden auch die laufenden Verfahren übertragen.

Zunächst lief alles noch schleppender?

Genau. Wir mussten Prioritäten setzen. Vorrang hatten die Anträge der Gemeinden rund um die Strände für diese Saison, damit sind wir jetzt im Mai praktisch durch.

Der Umweltschutzverband GOB kritisiert, dass die Gemeinden mit den Ausschreibungen für die Konzessionen loslegen, ohne die Autorisierung der Küstenbehörde zu haben.

Es ist gut möglich, dass sie beginnen, sobald die Anträge an die Küstenbehörde gestellt sind und die endgültige Genehmigung von uns noch aussteht. Erst wenn diese vorliegt, können sie die Konzession definitiv vergeben. Ich denke, sie gehen parallel vor, um die Vorgänge zu beschleunigen.

Heißen Sie das gut? Im Fall der Cala Falcó sehen wir gerade, wie bereits eine Strandbar aufgebaut wurde, obwohl keine Genehmigung der Behörden vorliegt.

Es gibt hierfür keinen positiven Bescheid, der Chiringuito muss zurückgebaut werden. Es sollte nichts aufgestellt werden, bevor wir nicht eine Genehmigung erteilt haben.

Dann bleibt den Betreibern allerdings kaum genug Zeit für den rechtzeitigen Aufbau.

Die Rathäuser müssen eben frühzeitig ihre Anträge bei uns einreichen, schon zum Ende des Vorjahres. Man darf nicht erwarten, dass das in zwei Wochen erledigt ist.

Das Rathaus Palma hat kurzerhand die Konzession für Strandbuden und Liegenverleih an der Playa de Palma aus den Vorjahren verlängert – mit dem Argument, dass sonst die Zeit zu knapp geworden wäre.

Idealerweise gibt es eine neue Ausschreibung. In dem Fall der Playa de Palma steht aber auch noch eine Entscheidung über Vorgaben zu den Pachtgebühren aus. Für die nächste Saison sollte dann alles korrekt ablaufen.

Am Naturstrand Es Trenc wurden die fest installierten Strandbuden durch solche ersetzt, die im Winter zurückgebaut werden. Nun fordert die Gemeinde Campos eine Rückkehr zum vorherigen Modell.

Dann muss sie dafür einen Antrag stellen, wir sind offen für Vorschläge. Ich denke, es kommt auf ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und gutem Service an. Rückbaubare Strandbuden sind nicht automatisch nachhaltiger, auch wenn das auf den ersten Blick so wirkt. Man muss genau schauen, was mit dem Abwasser passiert. Es spielt auch eine Rolle, welche weiteren Verbesserungen vorgesehen sind, Vorschriften für die Konzessionäre zur Strandreinigung und zum Dünenschutz etwa. Die Konzessionen laufen ohnehin bis 2025.

An der Playa de Muro gab es während der vergangenen zwei Jahre viel Ärger und Verwirrung um die Außenbewirtungsbereiche der Chiringuitos, 2022 mussten sie geschlossen werden. Haben Sie eine Lösung parat?

Wenn die Vorschriften etwa zur Maximalgröße und Belegung eingehalten werden, sehe ich kein Problem für die Terrassen. Die Frage ist nicht, ob es sie geben darf, sondern in welcher Form. Die Konzessionäre stehen in der Verantwortung, zum Erhalt und zur Pflege des Strands beizutragen. Die zuletzt eingereichten Projekte, deren Bewilligung weit fortgeschritten ist, sehen Terrassen vor.

Welchen Anteil der Arbeit in der Küstenbehörde macht die Vergabe von Konzessionen an den Stränden aus?

Einen kleinen Anteil. Es gibt viele weitere Probleme, etwa den Erhalt historischer Gebäude und alter Hafenanlagen oder die Sauberkeit des Meers vor der Küste. Seit Anfang Mai sind die Reinigungsboote unterwegs. Wir haben die Arbeiten an eine neue Firma vergeben, sie hat einen Monat früher begonnen als 2023.

Wurde mit der Übertragung der Küstenbehörde auch das Budget erhöht?

Wir haben jetzt eine eigene Küstenbehörde innerhalb des Ministeriums mit einem Budget von zwei Millionen Euro. Etwas mehr als eine Million kommt von Madrid, der Rest von uns. Bauarbeiten für zentrale Projekte finanziert aber weiterhin die Zentralregierung. Diese Zuständigkeit hat sie behalten, neben der Festlegung von Pachtgebühren und der Definition des öffentlichen Küstenbereichs.

Mischt sich Madrid viel ein?

Wir bemühen uns um gute Beziehungen, und die haben wir auch. Nichtsdestotrotz bräuchten wir für die übertragenen Zuständigkeiten mehr Geld und mehr Befugnisse.

Um die Definition des öffentlichen Küstenbereichs wurde noch vor Jahren heftig gestritten. Sind die Konflikte um die Demarkationslinie auf den Balearen alle beigelegt?

Einige wenige bestehen fort, vor allem auf Formentera. Auf Mallorca betrifft das die Siedlung Casetes des Capellans der Playa de Muro.

Was wird aus dem Restaurant El Bungalow am Strand von Palmas Viertel Ciutat Jardí? Die Küstenbehörde hatte mit Abriss gedroht, weil es im öffentlichen Küstenbereich steht.

Diese Frage fällt weiterhin in die Zuständigkeit der Zentralregierung. Da wollen wir uns nicht einmischen.

Sind Sie erleichtert, dass Sie den heiklen Fall nicht entscheiden müssen?

Wir wünschten uns eine Lösung. Man könnte unter Umweltauflagen eine neue Konzession ausstellen und den Abriss vermeiden.

Welche Rolle spielt der Klimawandel in der Arbeit der Küstenbehörde?

Im Rahmen eines EU-finanzierten Pilotprojekts erforschen wir am Strand von Cala Millor, mit welchen Strategien die Folgen abgemildert werden können. Die Erkenntnisse sollen auf andere Strände übertragen werden.

Und bis die Ergebnisse vorliegen?

Wir verfolgen bei allen neuen Projekten präventive Strategien. Die Vorhaben müssen die zu erwartenden Folgen wie etwa einen Anstieg des Meeresspiegels berücksichtigen.

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