Die Unternehmer wittern einen Frontalangriff auf ihr Geschäft, das balearische Umweltministerium und die zur Zentralregierung in Madrid gehörende Küstenbehörde begründen ihre Vorgehensweise vor allem mit dem Schutz der Strände und Dünen an der Küste von Mallorca: Fest steht, dass in diesem Jahr zahlreiche Strandkioske rund um die Insel entweder gar nicht oder nur in abgespecker Form öffnen dürfen. Der neueste Fall kommt von der Ostküste, wo in Costa dels Pins der Italiener Mauricio Caccianiga gemeinsam mit seiner Familie seit inzwischen 25 Jahren den Chiringuito „Bar Playa“ betreibt. Dabei handelt es sich um ein festes Bauwerk, das an den Strand angrenzt und zwei Terrassen umfasst. Die eine, die rechts vom Gebäude separat angelegt wurde, soll Caccianiga abreißen, wie der Gastronom vor Kurzem erfahren hat. Dieser Fall reiht sich ein in den Konflikt um die Chiringuitos an anderer Stelle, wie etwa an der Playa de Muro oder am Es-Trenc-Strand.

In einer schriftlichen Stellungnahme hat die Küstenbehörde Caccianiga mitgeteilt, dass er die Terrasse beseitigen muss. „Allerdings ohne irgendeine Begründung“, klagt Caccianiga am Telefon. Er habe auch keine Möglichkeit aufgezeigt bekommen, wie er gegen die Entscheidung Einspruch einlegen könne. Eine MZ-Anfrage bei der Küstenbehörde blieb ebenfalls unbeantwortet.

Auf einen Schlag müsse er nun mit 20 Tischen weniger auskommen, mehrere Reservierungen für den Sommer, die er auf der fraglichen Terrasse eingeplant hatte, seien nun hinfällig. „Ich hatte hier deutsche Urlauber, die geweint haben, weil ich diesen Teil meiner Bar nicht öffnen darf“, übertreibt der Gastronom womöglich ein wenig. Er müsse sich nun von fünf Mitarbeitern trennen, die er wegen der reduzierten Anzahl der Tische nicht mehr benötige.

Betreiber will Vereinigung der betroffenen Kiosk-Besitzer gründen

Caccianiga will nicht untätig zuschauen, wie sein Geschäft leidet, sondern plant Widerstand, auch mit Kollegen, denen es in diesem Jahr ähnlich geht. „Wir wollen ein Komitee der betroffenen Chiringuito-Betreiber gründen, das sich dann mit den politisch Verantwortlichen trifft. Wir wollen mit Ministerpräsidentin Armengol sprechen und wenn es sein muss, auch mit Premier Sánchez.“ Ziel sei, den Politikern klarzumachen, wie viele Arbeitsplätze mit dem Strandgeschäft einhergingen und wie sehr der Wegfall der Kioske den Tourismus beeinträchtige.

Ein Treffen mit seinen Leidensgenossen habe er aufgrund der Osterwoche noch nicht organisieren können, so Caccianiga, aber in der kommenden Woche solle es nun dazu kommen. Er kenne speziell die Gastronomen an der Playa de Muro persönlich. Dort haben in diesem Jahr sowohl das Can Gavella als auch das Ponderosa Beach und das Olimpia Opa & Oma bisher keine Erlaubnis erhalten, die Strandterrassen zu bewirten. Ohne diese Genehmigung dürfen nur noch in den Innenräumen Stühle und Tische aufgebaut werden.

Die Situation am Es Trenc

Auch am Strand von Es Trenc dürfen in diesem Sommer wohl weniger Strandkioske aufgebaut werden. Die Küstenbehörde hatte das balearische Umweltministerium um eine Einschätzung zu den Chiringuitos gebeten, das Ministerium sprach sich dafür aus, aufgrund von Landschaftsschutzaspekten nur drei der eigentlich sechs Kioske zu genehmigen. „Doch die endgültige Entscheidung liegt in den Händen der Küstenbehörde“, erklärt ein Sprecher des Umweltministeriums der MZ. Der Betreiber des Chiringuitos Es Murters, Miquel Pizà, fordert indes ein Treffen mit dem balearischen Umweltminister Miquel Mir. Die wirtschaftlichen Folgen für sein Unternehmen seien gravierend. So habe er in der Vergangenheit im Sommer bis zu 18 Angestellte gehabt. Wenn er diese Saison nur noch seinen Liegenverleih aufbauen darf, würde es gerade mal für zwei Mitarbeiter reichen.

Auch Rafael Rosado, ein Angestellter in einem weiteren betroffenen Chiringuito blickt in eine ungewisse Zukunft. Er stehe zwei Wochen vor Saisonbeginn auf der Straße, sagt er. Ihm sei unverständlich, wieso es keine Gnadenfrist von den Behörden gibt oder warum man den Kiosk nicht an anderer Stelle aufbauen kann.