Die Terrasse eines wunderbaren Lokals direkt am Strand der Playa de Muro, Can Gavella. 1967 gegründet, immer im Familienbesitz, aktuell führt es Jaime Perelló. Der Chiringuito, wie diese Lokale in Spanien heißen, liegt leicht erhöht, eine große Terrasse aus Sand davor, umgeben von einem hübschen Holzzaun und größtenteils überdacht. Bastkörbe hängen als Deko von der Decke. Idylle pur und der perfekte Ort für ein gemütliches Essen mit den Füßen im Sand und das Meer im Blick.

Doch dafür fehlt etwas: Tische und Stühle, die seit 1967 ihren Dienst taten und an denen zigtausende Gäste bewirtet wurden. Aktuell existiert nur noch ein schmaler Außenbereich am Lokal und entsprechend viel weniger Tische. Das Personal musste von 30 auf 11 Personen reduziert werden. Die Einnahmen sind um ein Vielfaches zurückgegangen. Soweit das Resultat einer seit dieser Saison für alle überraschend umgesetzten Regelung der zentralspanischen Küstenbehörde mit Sitz in Madrid , die einen Minimalabstand zwischen Bebauung oder genutzter Fläche und Meer vorsieht und 1989 sozusagen eine Linie zog: erlaubt, nicht erlaubt.

So wie dem Can Gavella geht es auch seinen direkten Nachbarn, der Ponderosa Beach und Olimpia Opa & Oma sowie anderen Strandlokalen auf der Insel. Die drei bestanden alle schon, bevor diese Küstenlinie gezogen wurde und erhielten auch nach deren Festlegung alle vier Jahre ihre Lizenz – das lief sozusagen automatisch. Bislang hatte somit niemand Interesse gehabt, diese Regelung auch umzusetzen. Dieses Jahr war das anders.

"Der Strand ist von allen!" Die Chiringuito-Betreiber bei ihrer Pressekonferenz am Strand ADOPUMA

Neue Chiringuito-Vereinigung hat bereits über 20 Mitglieder

Nun haben sich die Chiringuitos zusammengeschlossen. Am Samstag (30.7.) stellten vier Betreiber in Can Gavella eine neue Vereinigung mit aktuell schon über 20 Mitgliedern vor: Die “Asociación de Empresarios de Concesiones y Explotaciones de Servicios Temporales en el Dominio Público Marítimo Terrestre de Mallorca” (ADOPUMA), vereinfacht übersetzt als "Verband der Konzessionäre und Betreiber von Saisongeschäften im öffentlichen Küstengebiet auf Mallorca"..

Der Verband will sich für Rechte der betroffenen Betriebe einsetzen und diese in die Öffentlichkeit tragen. Im Streit mit der Küstenbehörde sollen sich die Mitglieder gegenseitig beistehen. “Der Erhalt der Umwelt und des Dünensystems liegt und lag uns schon immer am Herzen", versichert Verbandssprecher Jaime Perelló. Es sei absurd, dass die Küstenbehörde sie nach all den Jahren beschuldige, den Strand zu schädigen und den Rückbau fordere. Die Gastronomen hätten bereits mehrfach um Treffen mit der Küstenbehörde gebeten, die jedoch unter fadenscheinigen Gründen abgelehnt worden seien.

Der Wegfall der korrekt arbeitenden Strandlokale sei etwa beim Thema Müll und Strandreinigung sogar kontraproduktiv: “Wenn wir nicht da sind, bringen viele Menschen ihr eigenes Essen und ihre eigenen Getränke mit, und der illegale Verkauf am Strand nimmt zu", so Jaime Perelló. "So bleibt dann auch mehr Müll am Strand liegen."

Strandlokale halten sich für Opfer des Parteienstreits

Die Schließung der Strandbewirtung sei unverständlich und willkürlich. "Wir sind Sündenböcke. Opfer einer politischen Auseinandersetzung, in der die Parteien darum konkurrieren, wer sich am meisten für die Umwelt einsetzt", kritisierte Perelló. Die einen würden das alte Küstengesetz so auslegen, die anderen so – Leidtragende seien die traditionellen Strandlokale.

Eine andere Argumentation: Schön Strandlokale trügen zu dem auf Mallorca so oft geforderten Qualitätstourismus bei. “Wir fördern eine nachhaltige Qualitätsgastronomie mit lokalen Produkten. Wir schaffen zudem Arbeitsplätze”, sagte Perelló. Alfonso Robledo, Präsident der Restaurantsverbands Caeb, sicherte der neuen Vereinigung seine Unterstützung zu. “Wir müssen kämpfen. Auch die Gewerkschaften müssen dabei sein, denn hier geht es um den Verlust von vielen Arbeitsplätzen.”

Alle gemeinsam seien sich im Übrigen einig, dass derartige Regelungen zum Schutz von Küste und Umwelt wichtig sind, und auch bei künftigen Projekten Anwendung finden sollen. “Aber nicht bei uns Traditionsbetrieben, die seit Jahrzehnten existieren und stets umweltbewusst gearbeitet haben. Da sollte man individuelle Lösungen finden”, so der Sprecher Perelló. "Wir bitten nur darum, uns arbeiten zu lassen. Wir fordern keinen Zentimeter mehr oder mehr Tische. Sondern wir wollen einfach das, was wir seit Jahren machen, fortführen – ohne Probleme.”