Wie die Tourismusbranche auf Mallorca auf die FTI-Pleite reagiert

Nach der Insolvenz des drittgrößten deutschen Reiseveranstalters Ruhe und Zuversicht das Credo der Stunde

Eine Urlauberin hat ihre FTI-Buchungsbescheinigung am Flughafen Palma auf den Koffer gelegt. | FOTO: DM

Eine Urlauberin hat ihre FTI-Buchungsbescheinigung am Flughafen Palma auf den Koffer gelegt. | FOTO: DM

Patrick Schirmer Sastre

Patrick Schirmer Sastre

Es war Montagmorgen (5.6.) um 11.31 Uhr, als Deutschlands drittgrößter Reiseveranstalter FTI bekannt gab, Insolvenz anzumelden. Auf Mallorca befanden sich zu diesem Zeitpunkt 2.797 Pauschalurlauber, die mit FTI auf die Insel gekommen waren. Hinzu kamen Zehntausende, die für die kommenden Tage und Wochen bereits gebucht hatten und die nun vor der Frage standen: Was wird aus meinem Urlaub? Auch in der Tourismusbranche auf Mallorca war man besorgt. Erinnerungen an die Thomas-Cook-Pleite im September 2019 wurden wach, als das plötzliche Aus des Reiseriesen Tausende Arbeitsplätze vernichtete und Hotels und Kooperationspartner in arge finanzielle Bedrängnis brachte.

Größeres Chaos ausgeblieben

So schlimm wie damals wird es wohl auf der Insel nicht. Zwar wurden die FTI-Reisen von Mittwoch bis Montag (10.6.) storniert – und manch ein Urlauber hatte am Dienstag Schwierigkeiten, seinen Hoteltransfer zu bekommen. Aber das große Chaos ist ausgeblieben. „Es gab keine Zwischenfälle“, sagte Hotelierchefin Maria Frontera am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Auch beim deutschen Konsulat erklärte man auf MZ-Nachfrage, es habe nur vereinzelt Anrufe von deutschen FTI-Urlaubern gegeben. Und für Reisen ab dem 11.6. sucht der Insolvenzverwalter derzeit Alternativen bei anderen Reiseanbietern.

Um Panik gar nicht erst aufkommen zu lassen, hatte sich am Montagnachmittag bereits die Incoming-Agentur Sidetours zu Wort gemeldet. Diese betreut die FTI-Pauschalurlauber vor Ort. Man werde allen Verpflichtungen nachkommen, hieß es in einem öffentlichen Statement.

Die Urlauber, die eine Pauschalreise gebucht haben, sind über den 2021 ins Leben gerufenen Deutschen Reisesicherungsfonds abgesichert – er war als Reaktion auf das Chaos bei den Rückzahlungen in der Thomas-Cook-Krise geschaffen worden. Über diesen Fonds erhalten Pauschalurlauber alle geleisteten Zahlungen bei Absage einer Reise in voller Höhe zurück. Dies gilt nicht für jene, die über FTI etwa nur ein Hotel gebucht haben.

Die gute Nachricht

Ein weiterer Grund für die Ruhe in der Branche: Die Saison hat gerade erst begonnen. FTI hat bei den Hotels der Insel – anders als bei Thomas Cook – noch nicht so viele Rechnungen offen. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, bezifferte Frontera die ausstehenden Verpflichtungen des insolventen Unternehmens auf einige Millionen Euro.

Angst, dass die FTI-Urlauber der Insel fernbleiben, muss die Insel nicht haben. Die bisherigen Konkurrenten, allen voran Tui, haben sich schon in Stellung gebracht und bereits am Dienstag damit begonnen, mit Alternativangeboten um enttäuschte FTI-Kunden zu werben. Das könnte sich lohnen: Im vergangenen Jahr waren laut Sidetours 153.073 Personen mit dem Reiseveranstalter auf der Insel. Maria Frontera ist zuversichtlich: Man habe Thomas Cook und eine Pandemie überlebt, da werde man auch die FTI-Pleite wuppen.

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