Dieser Garten auf Mallorca trägt nicht zur Erderwärmung bei

Auf den Wegen eines Anwesens bei Bunyola erklärt der deutsche Gartenarchitekt Johannes Dütsch, wie eine kluge Pflanzung und der sparsame Einsatz kostbarer Ressourcen nicht nur den Menschen Freude machen kann

Der Gartenarchitekt Johannes Dütsch ist auf Mallorca bekannt für die Planung parkähnlicher Anwesen. Um die hier vorgestellte Gartenanlage bei Bunyola kümmert er sich seit sechs Jahren, und noch ist sein Auftrag nicht abgeschlossen. „Es könnte wohl eine Art Lebenswerk daraus werden“, sagt der 40-Jährige, der seit 15 Jahren auf der Insel Gärten designt und anschließend ihre Pflege überwacht.

Dütsch arbeitete für das Unternehmen „Jardins de Tramuntana“, bevor er seine eigene Firma „My Landscaping Group“ in Santa Ponça gründete. Während der Besichtigung des Gartens erklärt er, wie auf Mallorca ein Garten aussehen kann, der nicht zur Erwärmung des Planeten beiträgt und nach ökologischen Prinzipien angelegt wird.

Weiche Wege

Zunächst führt die Gartenbesichtigung durch einen Teil des Anwesens, der einem Dschungel gleicht: Unter hohen Palmen wachsen niedrige und halbhohe Pflanzen, die durch die Vielfalt ihrer Blattformen und Grüntöne bestechen. Hier wurde hohes Gehölz so geschickt gepflanzt, dass es niedrige Schattenpflanzen, wie beispielsweise Strelitzien oder Monstera vor Sonne schützt. Das reduziert den Wasserverbrauch im Sommer, den Rest des Jahres kommen sie ohne aus.

Auf den geschwungenen Wegen geht es sich weich und bequem, schließlich sind sie mit poda triturada bedeckt, ein organisches Schnittgut, das bereits drei Monate fermentiert worden ist. Später wird das Material erneut zu sehen sein, es bedeckt die Bodenfläche eines Orangengartens.

Ein Garten auf Mallorca ganz in Öko

Johannes Dütsch vor den Kakteen. / Nele Bendgens

Das gehäckselte Schnittgut schützt gegen Wärme, Kälte und Verdunstung des Gießwassers. In etwa alle zwei Jahre verschwindet es im Boden, gibt dort seine Nährstoffe ab und muss neu aufgeschüttet werden. Fehlt es wegen Erosion an Erde, bestellt Johannes Dütsch sie bei Lieferanten von außerhalb der Insel. Manchmal könne er Kompost auf Lastwagen laden, die Johannisbrot auf das spanische Festland liefern und leer zurückfahren würden.

Biodiversität

Auf dem Weg durch die Beete fällt auf, dass sogar jetzt hier und da noch etwas blüht. „Jeder Gartenbesitzer wünscht sich Pflanzen, die so üppig und so oft wie möglich blühen“, sagt Dütsch. Deswegen komme es automatisch in den Gärten zu Biodiversität sowie ganzjährige Nahrung für bestäubende Insekten.

Ökologisch interessant seien außerdem Wiesen, die im Frühjahr einem bunten Teppich gleichen. Dafür werden die Samen einheimischer Pflanzen im Winter ausgesät. Im Frühjahr bieten die Wiesen neben dem Farbenspiel reichlich Nahrung für Insekten. Im Sommer ziehen sich die Gewächse zurück. Der Boden ist dann so trocken wie anderswo auf Mallorca, doch zu diesem Zeitpunkt haben sich die Pflanzen schon selbst ausgesät.

„Meine Lieblingspflanze ist der Kriechende Rosmarin“, sagt Dütsch. Bei richtigem Schnitt blühe er zwei Mal im Jahr, eine Minipflanze entwickle sich in kurzer Zeit zu einem Bodendecker, der mehrere Quadratmeter vor Unkraut und Verdunstung schützt. Trotzdem dürfe man ihn nicht zu zahlreich pflanzen: da Monokultur den Bestäubern zu wenig abwechslungsreiche Nahrung bietet. Zur Pflanzenvielfalt im mediterranen Garten gehören auch Palmen und Agaven. Wer sie sich in den Garten holt, sollte wissen, so Dütsch, dass sie regelmäßig mit Giften gegen Schädlinge geimpft werden müssen.

Die Terrassen

Nun geht es Stufen bergab zu dem Teil des Anwesens, der Dütschs Vorstellung vom klimaneutralen Garten am ehesten entspricht und ein gutes Beispiel für einen mediterranen Garten ist. Die Gewächse, die sich auf mehreren, mit Natursteinmauern befestigten Terrassen, ausbreiten, gleichen im Licht der milden Herbstsonne einem impressionistischen Gemälde. Im Hintergrund wehen hohe Gräser im Wind, Zwergpalmen ducken sich neben einem ovalen Felsen.

Direkt daneben beeindrucken die graufilzigen Riesenblätter des Elefantenohrs (Kalanchoe beharensis), etwas weiter wächst der bereits schon erwähnte Rosmarin. In der Nähe zeigt sich zudem ein Klebesamen (Pittosporum), der buschige Formen bildet. Den Kontrast bildet der Strauchige Gamander (Teucrium fruticans) in einer etwas struppigen konischen Form. Auf der gegenüberliegenden Seite wächst ein im Zaum gehaltener Feigenkaktus; die Blüten einer Aloe werden sich bald öffnen. Zwischen hochgewachsenen Kakteen in Säulen- oder Kugelform und den Sukkulenten ist der Boden mit Kies belegt, er verhindert Erosion und sorgt für Drainage.

Auch in diesem Teil des Gartens ist nur während der Anwachszeit gegossen worden. Danach kommen die Pflanzen ohne Gießwasser aus. Die Niederschläge sickern hinter den Natursteinmauern durch und bewässern die nächste Terrasse. „Ein Garten, bei dem mit Ressourcen sparsam umgegangen wird, kann auch pflegeleicht sein“, weiß Johannes Dütsch.

mylandscapinggroup.com

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