Großes Kino auf der Insel: Diese Filme lohnen sich beim Atlàntida Mallorca Film Fest

Bei dem Filmfestival laufen wie immer gute Filme für jeden Geschmack. Hier sind einige Highlights

Szene aus dem Film "Beach House": Frauen flirten auf Mallorca in der Partyhochburg Magaluf.

Szene aus dem Film "Beach House": Frauen flirten auf Mallorca in der Partyhochburg Magaluf. / AMIFF

Isa Hoffinger

Isa Hoffinger

63 Langfilme, neun Kurzfilme, 15 Weltpremieren, 34 Erstaufführungen: Vom 24. Juli bis zum 31. Juli haben Cineasten die Qual der Wahl. Beim Atlàntida Film Fest werden Filme gezeigt, die erfolgreich bei der Berlinale, beim Sundance Film Festival in Park City oder anderen Filmevents liefen. In der „offiziellen Sektion“ treten 24 Spiel- und Dokumentarfilme gegeneinander an.

Zu den international bekanntesten zählt der Oscar-Kandidat „January“ von Bruno Carnide. In der Sparte „Atlàntida Classics“ wird der 1982 verstorbene deutsche Filmemacher Rainer Werner Fassbinder geehrt, unter anderem mit „Die bitteren Tränen der Petra Kant“. Die ausverkaufte Abschlussveranstaltung findet am 30. Juli in der Misericòrdia statt, mit der Vergabe aller Preise. Das ganze Programm finden Sie im Internet unter atlantidafilmfest.com.

Insel-Premiere: Quest, 24.7.

„Quest“ ist der Eröffnungsfilm des Festivals und zugleich das Spielfilmdebüt der Mallorquinerin Antonina Obrador (Felanitx, 1986) Die Frau des Biologen Lluc hat Selbstmord begangen. Er beginnt daraufhin damit, die Flora der Insel „Quest“ zu katalogisieren, auf der sie sich ohne Vorwarnung umbrachte, und stößt auf etwas Übernatürliches. „Eine Reflexion über Trauer und Männlichkeit mit Echos von Henry James“, verspricht das Programm.

Der Forscher Lluc versucht zu verarbeiten, dass seine Frau sich das Leben nahm.

Der Forscher Lluc versucht zu verarbeiten, dass seine Frau sich das Leben nahm. / AMIFF

Unter der Haut: Knochen und Namen, 25.7.

Der Koblenzer Schauspieler Fabian Stumm legt mit diesem Beziehungsmosaik sein Regie- und Drehbuch-Langfilmdebüt vor. Aus humor- und liebevollen Sequenzen in abgegrenzten Settings (Schlafzimmer, Supermarkt, Übungsraum) strickt er feinsinnige Erzählungen über die Aufs und Abs in der Liebe.

Abtauchen in Berlin: Drifter, 24.7.

Der 20-jährige Moritz zieht für seinen Freund Jonas nach Berlin. Als die Beziehung zerbricht, stürzt er sich ins Nachtleben. Dort trifft er viele Menschen und lässt sich treiben. Auf der Suche nach Liebe lernt er irgendwann, sich selbst zu akzeptieren. Eine persönliche Geschichte und ein Porträt der LGBTQ-Szene.

Müde vom Clubbing: Der junge Moritz sucht Zerstreuung im Nachtleben.

Müde vom Clubbing: Der junge Moritz sucht Zerstreuung im Nachtleben. / AMIFF

Sabotage für die Umwelt: How to blow up a pipeline?, 25.7.

Darf man sich mit extremen Methoden gegen die Ursachen der Klimakrise wehren? Dieser Frage geht der Film nach, der hauptsächlich in West-Texas spielt. Aktivisten beschließen, an zwei wichtigen Orten eine Ölpipeline in die Luft zu jagen. Die Produktion des Films war aufwendig, sie dauerte 19 Monate, von der Konzeption bis zur Fertigstellung. Die Hauptaufnahmen fanden in New Mexico statt. Am 10. September 2022 feierte er beim Toronto International Filmfestival Premiere.

Mutige Frau: Alma Mahler, 25.7.

Als der Musiker und Komponist Gustav Mahler im Jahr 1912 stirbt, fehlt es seiner Witwe Alma Mahler nicht an Geld. Sie erbt, und die Wiener Gesellschaft vergöttert sie. Doch die Veranstaltungen der besseren Kreise langweilen Alma. Sie lässt sich auf eine Affäre mit dem exzentrischen Maler Oskar Kokoschka ein, der gegen den Strom schwimmt und mit seinen Werken provoziert. Schon bald tauchen Probleme auf. Alma möchte selbst Kunst schaffen und ist eifersüchtig.

Im frühen 20. Jahrhundert ist Alma Mahler eine schillernde Frauenfigur.

Im frühen 20. Jahrhundert ist Alma Mahler eine schillernde Frauenfigur. / AMIFF

In radikaler Armut: Chiara, 26.7.

Das Historiendrama der Italienerin Susanna Nicchiarelli, die auch Regie führte, beschreibt das Leben der heiligen Klara von Assisi. Die Hauptrolle spielt Margherita Mazzucco. Klara von Assisi gründete, vom heiligen Franziskus beeinflusst, den Orden der Klarissen. Sie wurde 1193 oder 1194 in Umbrien geboren.

Auf hoher See: To The North, 26.7.

Das Drehbuch basiert auf einer wahren Geschichte. Auf dem Deck eines Schiffs entdeckt Joel, ein religiöser philippinischer Seemann, Dumitru, einen blinden Passagier aus Rumänien und beschließt, ihm zu helfen. Joel lässt sich dabei von seinem Glauben leiten. Bald beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel.

Dumitru versteckt sich auf einem Schiff, das den Atlantik überquert.

Dumitru versteckt sich auf einem Schiff, das den Atlantik überquert. / AMIFF

Eine Frage der Schuld: Accused, 26.7.

Für den Klempner Willy laufen die Geschäfte miserabel. Privat steht er vor einer schwierigen Aufgabe: Er hat eine Geliebte, die möchte, dass er seine Familie verlässt. Gerade als er seiner Frau Carmel die Wahrheit sagen will, platzt seine Tochter herein und gibt bekannt, dass sie sich in den Kopf gesetzt hat, zu heiraten.

Sommer-Notizen: Notas sobre un verano, 26.7.

Dieser leichte, ruhige und romantische Film thematisiert eine Rückkehr in die Heimat. Regie führte der spanische Regisseur Diego Llorente. Im Mittelpunkt steht Marta, die in Madrid arbeitet und in ihr Dorf in Asturien zurückkehrt. Dort trifft sie einen alten Bekannten, der ihrem Leben eine neue Richtung gibt.

Die Spanierin Marta besucht ihr Dorf in Asturien und trifft einen Freund.

Die Spanierin Marta besucht ihr Dorf in Asturien und trifft einen Freund. / AMIFF

Transgender-Doku: Kokomo City, 26.7.

Diese Dokumentation zeigt das Leben von Transgender-Sexarbeiterinnen in New York City und in Georgia. Die Filmemacherin blickt darin auf die Bedingungen ihrer eigenen Branche, denn sie hatte einst eine erfolgreiche Karriere in der Musikindustrie und produzierte unter anderem Songs für Billy Porter. Als sie mit der Umwandlung begann, wurde sie nach eigenen Angaben aus dem Job gedrängt, war pleite und obdachlos.

Zeiten des Aufruhrs: El Paraíso, 26.7.

Joe ist in einer Jugendstrafanstalt gelandet und leidet sehr unter der Enge. Dort lernt er William kennen. Es ist für ihn Liebe auf den ersten Blick. Zeno Gratons Debüt-Spielfilm, der bei der 73. Berlinale seine Weltpremiere hatte, ist eine gefühlvolle belgisch-französische Co-Produktion, die an die Zerrissenheit im Roman „Fänger im Roggen“ des amerikanischen Schriftstellers J. D. Salinger erinnert. Salingers Buch gilt als Vorbild für Fiktionen über das Erwachsenwerden.

Verwirrende Gefühle für einen Mann lassen den inhaftierten Joe nicht los.

Verwirrende Gefühle für einen Mann lassen den inhaftierten Joe nicht los. / AMIFF

Falsche Freundin: Beach House, 27.7.

Sommer, Sonne, Strand. Drei Freunde fahren in „Beach House“ von Héctor Hernández für einige Tage in den Urlaub nach Magaluf auf Mallorca. Die Reise, die Party und Spaß versprach, wird zu einem Albtraum, als sich einer von ihnen in eine Touristin verliebt, die sich als Freundin eines russischen Mafioso entpuppt.

Kamera-Geschichte: Fantastic Machine, 27.7.

„Was für eine fantastische Maschine die Kamera doch ist!“ Das soll der britische König Edward VII. ausgerufen haben, als er den Film über seine eigene Krönung gesehen hatte – schon vor dem eigentlichen Ereignis. Axel Danielsons und Maximilien Van Aertrycks Doku ist eine Collage aus Social-Media-Videos, Nachrichtenclips und historischem Material, die die Geschichte des Videos nachzeichnet und Schlaglichter auf die Gesellschaft wirft.

Als die Bilder laufen lernten: Die Doku zeigt die Geschichte der Bewegtbilder.

Als die Bilder laufen lernten: Die Doku zeigt die Geschichte der Bewegtbilder. / AMIFF

Dreiecksbeziehung: Passages, 28.7.

In der Ménage-à-trois des US-Amerikaners Ira Sachs geht es um eine verrückte Liebesgeschichte. Der Filmemacher Tomas lebt seit fünfzehn Jahren in einer Beziehung mit dem Grafikdesigner Martin und betrügt seinen Partner oft. Als er das Drehende seines Films „Passages“ in einem Club feiert, lernt er Agathe kennen.

Nazi-Verbrechen: Delegation, 28.7.

Drei junge Israelis machen eine gemeinsame Reise zu den bedeutendsten Stätten des Holocausts in Polen. Es wird das letzte Mal sein, dass sie zusammen sein können, bevor ihre militärische Ausbildung bei der Armee beginnt. Der Filmemacher Asaf Saban zeigt starke Emotionen vielschichtiger Charaktere.

Drei Freunde aus Israel stellen sich den Schatten der NS-Vergangenheit.

Drei Freunde aus Israel stellen sich den Schatten der NS-Vergangenheit. / AMIFF

Die Trump-Leaks: Reality, 28.7.

Der fesselnde Thriller gehört zu den am meisten erwarteten Filmen dieses Festivals. Er basiert auf wahren Begebenheiten. Der junge Schauspielstar Sydney Sweeney spielt Reality Winner – jene Person, die für die Leaks verantwortlich war, welche den Einfluss Russlands auf den Wahlsieg von Donald Trump enthüllten.

Nackte Wahrheit: Smoke Sauna Sisterhood, 28.7.

Gemeinsames Schwitzen kann die Seele reinigen. Eine Gruppe von Frauen im Norden von Estland teilt private Emotionen, Gedanken und Erfahrungen in einer Sauna, die mitten im Wald liegt. Die estnische Filmemacherin Anna Hints drehte einen berührenden Film über weibliche Solidarität und Freundschaft. Die Frauen tauschen sich in der Hitze über ihre Sexualität aus, lachen zusammen über ihre Scham. Nach einer Weile entsteht ein inniges Band zwischen ihnen.

Der Film über Frauen und ihre intimsten Gefühle spielt im Norden Estlands.

Der Film über Frauen und ihre intimsten Gefühle spielt im Norden Estlands. / AMIFF

Gegen die Genossen: January, 29.7.

Lettland im Jahr 1991: Der 19-jährige Jazis und seine Freunde möchten frei sein und rebellieren gegen das sowjetische System. Das halbautobiografische Drama von Viesturs Kairiss erinnert an die Zeit vor dem Zusammenbruch der UdSSR und beleuchtet private Schicksale während der Unabhängigkeitskämpfe im Baltikum.

Gute Liebschaft: Il Boemo, 29.7.

Venedig im Jahr 1764: Josef führt ein ärmliches Leben und träumt davon, Opernkomponist zu werden. Auf der Suche nach einem Job als Geiger gerät er in den Bann einer jungen reichen Frau. Durch sie darf er in Sälen spielen. Seinen eigentlichen Durchbruch schafft er, als er der Liebhaber einer Marquise wird. Plötzlich bekommt er einen Wahnsinnsauftrag: Er soll eine Oper für „San Carlo“ schreiben, das größte Opernhaus in Europa.

Josef kommt aus einer armen Familie. Durch eine Liebschaft steigt er auf.

Josef kommt aus einer armen Familie. Durch eine Liebschaft steigt er auf. / AMIFF

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