In dem Fall der 13 auf Mallorca in U-Haft sitzenden Kegelbrüder wachsen die Zweifel an den bisherigen Schilderungen des Geschehens. So berichtet eine Augenzeugin der MZ, dass die deutschen Urlauber gar nicht in Wurfweite zu der in Brand geratenen Terrasse waren. Bisher war man davon ausgegangen, dass sie von ihren Balkonen aus Zigarettenkippen und Alkohol auf das Schilfdach der Bar "Why not Mallorca" geworfen haben könnten. Die Polizei geht davon aus, dass die Männer über die Geländer bis auf die Eckbalkone kletterten.

Bei dem schweren Brand waren auch noch ein weiteres Lokal und eine Wohnung beschädigt worden, zwei Menschen wurden leicht verletzt. Die Männer hätten an dem besagten Freitagnachmittag (20.5.) Lärm gemacht, erzählt die Nachbarin der MZ. Deswegen sei sie vor die Tür getreten. Sie wohnt schon seit über 20 Jahren an dieser Straße an der Playa de Palma und ist Touristen, die ausrasten, gewohnt. "Leider", fügt sie hinzu. Die Zeugin sah, wie die Männer sich von ihren Balkonen im zweiten und dritten Stockwerk gegenseitig mit Bier begossen, wie sie Bier und Zigarettenstummel auf die Straße warfen.

Dann sah sie, dass das Schilfdach der Bar leicht brannte. In dem Moment holte sie schnell ein Telefon, um die Feuerwehr zu rufen. "Als ich wieder nach draußen kam, brannte das ganze Dach bereits", sagt sie.

Nur Bierdosen, kein hochprozentiger Alkohol

Die Balkone, auf denen sie die augenscheinlich betrunkenen Kegelbrüder hatte feiern sehen, waren jedoch drei Zimmer von den Balkonen entfernt, die direkt an die Terrasse angrenzen - also kaum in Wurfweite zum "Why not Mallorca". "Außerdem habe ich nur Bierdosen gesehen, keinen hochprozentigen Alkohol", fügt die Frau gegenüber der MZ hinzu.

Die Nachbarin erzählt, sie habe direkt nach dem Brand bei der Polizei ausgesagt. "Ich hab ihnen gesagt, ich weiß natürlich nicht, ob sie vorher auf den Balkon direkt über der Bar gesprungen waren. Aber ich habe sie dort nicht gesehen." Die Balkone sind nur durch niedrige Geländer voneinander getrennt, auf einen anderen Balkon zu springen, wäre ohne Probleme möglich.

Genau davon geht die Polizei laut der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" aus. Die Beamten sind weiterhin von der Schuld der 13 Männer aus dem Raum Münster überzeugt. Ein Zeuge habe gesehen, dass die Männer über die Geländer sprangen und von den Balkonen über dem Schilfdach aus Zigarettenkippen und Alkohol auf das Dach kippten. Als es anfing zu brennen, seien sie zurück zu ihren Balkonen geklettert. Später habe eine Sicherheitskamera aufgenommen, wie sie fluchtartig das Gebäude verließen.

Die Terrasse des Lokals "Why not Mallorca" grenzt direkt an das Hotel an. Marlene Weyerer

Was ist auf dem Video zu sehen?

Die Nachbarin sagt, sie habe inzwischen auch den Anwälten der Kegelbrüder das erzählt, was sie gesehen hat. Ihre Aussagen decken sich mit den Unschuldsbeteuerungen des deutschen Anwalts Raban Funk. Der ist im Besitz eines Videos, das von einem Gebäude gegenüber des Hotels aufgenommen worden ist, in dem die Gruppe aus Deutschland untergebracht war. In dem Video sollen zwei Männer zu sehen sein, wie sie etwas auf das Dach des "Why not Mallorca" kippen. Es soll sich dabei um keinen der 13 beschuldigten Deutschen handeln. Allerdings ist die Aufnahme, die auch RTL und der "Bild-Zeitung" vorliegt, offenbar unscharf. Die Personen sind darauf nur schwer zu erkennen.

Außerdem will Funk mit Chat-Verläufen bei WhatsApp die Unschuld seiner Mandanten beweisen. In diesen Unterhaltungen der Kegelbrüder wird laut "Bild-Zeitung" deutlich, dass die 13 Männer Alarm schlugen und andere Gäste vor dem Feuer warnten. Von einem Fluchtversuch sei nichts zu lesen. In einer Mitteilung, die Funk als Antwort auf die Anfragen von Medien schickte, heißt es: "Nach Auswertung der den Verteidigern zur Verfügung stehenden Beweismittel haben die 13 Tatverdächtigen nichts mit der Brandentstehung zu tun; der Vorwurf einer strafbaren Handlung ist daher aus Sicht der Verteidiger unbegründet. Vor diesem Hintergrund arbeiten die 13 Inhaftierten aktiv mit der Staatsanwaltschaft zusammen."

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Die Männer sitzen seit Freitagabend, den 20. Mai, im Gefängnis von Palma in Untersuchungshaft. Sie verweigerten bei ihrem ersten Haftprüfungstermin am Samstag, den 21.5., geschlossen die Aussage. Wie lange sie in Untersuchungshaft bleiben, ist derzeit noch unklar. In der Mitteilung von Funk steht weiter: "Ein wesentlicher Bestandteil dessen (der aktiven Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, d. Red.) ist der Antrag auf eine zeitnahe richterliche Vernehmung der 13 Inhaftierten. Vorrangigstes, aktuellstes (Zwischen-) Ziel der Verteidigung ist es, die 13 Tatverdächtigen schnellstmöglich aus der Untersuchungshaft herauszubekommen, so dass mit Billigung der spanischen Ermittlungsbehörden möglichst zeitnah eine Rückreise zu ihren Familien erfolgen kann."