Prozess gegen Polizisten auf Mallorca: Angeklagte erheben zum Abschluss schwere Vorwürfe

Die Angeklagten fühlen sich vom ehemaligen Staatsanwalt Miguel Ángel Subirán "grausam und unmenschlich" verfolgt

Die Angeklagten während des Verfahrens.

Die Angeklagten während des Verfahrens. / B. Ramon

Marcos Ollés

Marcos Ollés

Im Prozess gegen mehrere Polizeibeamte sowie den ehemaligen Sicherheitsbeauftragten der Stadt Palma ist am Montag (11.3.) die mündliche Verhandlung zu Ende gegangen. Die Staatsanwaltschaft sieht die Vorwürfe gegen die vier Polizisten und den ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter der Stadt als erwiesen an. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, im Jahr 2012 eine Beamtenprüfung manipuliert zu haben. So sollen mehrere der Fragen vorab an zwei Prüflinge weitergegeben worden sein. Staatsanwalt Juan Carrau fordert jeweils anderthalb Jahre Gefängnis sowie mehrjähriges Berufsverbot für die Angeklagten.

Angeklagte beschuldigen Ex-Staatsanwalt

Die Beschuldigten derweil, von denen drei bereits im Prozess gegen Megapark-Besitzer Bartolomé Cursach auf der Anklagebank saßen, wiesen die Vorwürfe zum Abschluss erneut von sich. Stattdessen verwiesen die Angeklagten vor allem auf eine Person als Schuldigen: den ehemaligen Staatsanwalt Miguel Ángel Subirán. So erklärte etwa der ehemalige Chef der Ortspolizei von Palma, Antoni Vera, er sei Opfer einer "grausamen und unmenschlichen Verfolgung" durch den mittlerweile zwangspensionierten Juristen geworden. "Der Staatsanwalt ist nicht unparteiisch, er ist ein Verbrecher", erklärte Vera.

Zum Hintergrund: Die Entdeckung der im derzeitigen Prozess behandelten Korruption innerhalb der Ortspolizei hatte 2012 erst die Ermittlungen gegen Cursach ausgelöst. Subirán war damals mit den Ermittlungen betraut. Vergangenes Jahr wurde er, ebenso wie der damalige Ermittlungsrichter Manuel Penalva, wegen der Unregelmäßigkeiten während der Untersuchungen zu neun Jahren Gefängnis verurteilt.

Der ehemalige Polizeikommissar Rafael Estarellas erklärte, möglicherweise sei Subirán die Marionette des tatsächlichen Anstifters der "Verfolgungsjagd", die gegen die Polizeibeamten angestrengt worden sei. "Ich werde alles dafür tun, damit dieses Monster vor Gericht kommt." Der ebenfalls angeklagte, ehemalige Sicherheitsbeauftragte der Stadt Palma, Enrique Calvo, verzichtete auf ein Schlusswort. Er begründete dies damit, dass das, was er zu sagen hätte, "beleidigend" für manche Personen sein könnte. Die Verteidiger der fünf Angeklagten forderten allesamt einen Freispruch.

Ein Knaller zum Prozessbeginn

Die mündliche Verhandlung hatte Mitte Februar begonnen. Wie im Cursach-Prozess gab es auch hier gleich zu Beginn einen Knaller. Denn Staatsanwalt Juan Carrau, der auch beim Megaprozess 2022 die Anklage führte, ließ gleich am ersten Tag alle Anklagepunkte gegen den Polizisten Daniel Montesinos fallen – jenen Polizeibeamten also, der den Fall ins Rollen gebracht hatte und später selbst angeklagt worden war. Als Begründung für den ungewöhnlichen Schritt gab Carrau an, dass es bei den Ermittlungen in der Sache zu Unregelmäßigkeiten gekommen war. Montesinos war fortan nur noch Zeuge.