Verfahren gegen Immobilienunternehmer Matthias Kühn: Auch seine Frau und seine Söhne sind angeklagt

Gegenstand der Anklage durch die Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft ist auch das Grundstück Muleta II, für das dem Unternehmer kürzlich eine Millionenentschädigung zugesprochen wurde

Matthias Kühn und Norma Duval auf einem Archivbild.

Matthias Kühn und Norma Duval auf einem Archivbild. / Europa Press

Im Verfahren gegen den Immobilienunternehmer Matthias Kühn werden immer mehr Details bekannt. Nach Informationen der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" ermittelt die Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft auch gegen Kühns Frau, die Society-Dame Norma Duval, sowie zwei Söhne des Unternehmers. Die Steuerbehörde wirft Kühn vor, ein komplexes Geflecht von Briefkastenfirmen gegründet zu haben, um die Gewinne aus Immobiliengeschäften zu verschleiern. Insgesamt schuldet Kühn dem Fiskus rund elf Millionen Euro. Mit Zinsen könnte der Betrag auf knapp 13 Millionen Euro steigen.

Das wird Norma Duval vorgeworfen

Gegen Duval wird nicht strafrechtlich ermittelt. Sie soll sich an den mutmaßlichen Straftaten ihres Gatten bereichert haben, weswegen sie zivilrechtlich belangt werden könne. Konkret geht es unter anderem um ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro, das Duval von einer der Firmen, der Isla Tagomago SA, im Jahr 2017 erhalten habe. Dieses sei ohne Sicherheiten vergeben worden, und es gebe keine Hinweise darauf, dass es je zurückgezahlt wurde, so die Ermittler. Zum Zeitpunkt, als das Darlehen vergeben wurde, waren bei anderen Firmen von Kühn schon Steuerschulden in Höhe von mehreren Millionen Euro angelaufen.

Ebenfalls im Fokus der Ermittler steht das Eiland Tagomago, das vor Ibiza liegt und das Teil der mutmaßlichen Vermögensverschleierung ist. Die Insel ist der Hauptvermögenswert der Isla Tagomago SA. Tatsächlich hätten Kühn und Duval sich regelmäßig in der Klatschpresse als Besitzer von Tagomago präsentiert. Zudem führten die Kontaktdaten des Unternehmens entweder direkt zu Kühn oder seinen Mitarbeitern. Des Weiteren konnten die Ermittler Belege über Hubschrauberflüge zusammentragen, die auf eine rege Nutzung von Tagomago durch Kühn, Duval oder andere Familienmitglieder hinweisen.

Die Sache mit Muleta II

Der Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft zufolge besteht das Firmengeflecht von Matthias Kühn aus mindestens 25 Unternehmen. Einige der Firmen befinden sich in Ländern mit niedriger Steuerbelastung wie Liechtenstein. Der Staatsanwaltschaft zufolge nutzte der Angeklagte auch ein Netz von Zweckgesellschaften, um die aus dem Immobiliengeschäft stammenden Gelder zu verbergen.

Gegenstand der Anklage ist auch das Grundstück Muleta II bei Port de Sóller.. Der Unternehmer hatte dort 33 Luxusvillen bauen wollen, was ihm durch eine Umwidmung des Grundstücks durch die Behörden verboten wurde. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hatte ihm der Oberste Gerichtshof Spaniens Anfang März insgesamt 96 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen.

Laut der Anklage hat Kühn im Jahr 2020 dafür gesorgt, die Gesellschaft Birdie Son Vida SL, der das Grundstück ursprünglich gehörte, der Konkursmasse zu entziehen. So wurde Muleta II in eine neue Gesellschaft übertragen, die keine Steuerschulden hat. Mit dem Manöver sollten mutmaßlich Ansprüche des Finanzamtes auf die erwarteten Entschädigungszahlungen abgewehrt werden.

Die Gesellschaft Flamenca 2019 SL soll am 11. Februar 2020 von einem Strohmann gegründet worden sein, der nun ebenfalls angeklagt ist. Die beiden Söhne von Kühn erwarben am selben Tag der Unternehmensgründung die Anteile an der Gesellschaft. Zehn Tage darauf bot die neu gegründete Firma 200.000 Euro für den Kauf der Birdie Son Vida SL und die Grundstücke. Der Verkauf wurde schließlich im August 2020 abgewickelt. Zwei Monate später wurde ein Sohn von Norma Duval als Geschäftsführerin eingesetzt.

Das Finanzamt soll sich zunächst angesichts des zu erwartenden Anrechts auf Entschädigungszahlungen gegen den Verkauf von Birdie Son Vida SL ausgesprochen haben. Auch soll es nicht gewusst haben, dass hinter Flamenca 2019 SL die Söhne von Matthias Kühn standen.

Mit dem Fall vertraute Quellen betonen hingegen, es habe zu keinem Zeitpunkt eine Verschleierung oder gar einen Strohmann gegeben, da dem spanischen Fiskus zu jedem Zeitpunkt bekannt war, wer wirklich hinter der neuen Firma steckt.

Angesichts der nun auftauchenden Vorwürfe hat Matthias Kühn juristisch aufgestockt und den renommierten Strafrechtsanwalt Jaime Campaner mit der Verteidigung in dem Fall beauftragt. /pss

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