Workshop auf Mallorca: Hier lernen Sie, selbst Parfums zu machen

Die Deutsch-Britin Trudi Murray zeigt Teilnehmern ihrer Kurse in einer alten Mühle in Costitx, wie aus ätherischen Ölen ein Parfum entsteht, das genau zu einem passt

Trudi Murray zeigt der Teilnehmerin eines Workshops und der MZ einen Teil ihres Schatzes an ätherischen Ölen und wie man sie mischt.

Trudi Murray zeigt der Teilnehmerin eines Workshops und der MZ einen Teil ihres Schatzes an ätherischen Ölen und wie man sie mischt. / Nele Bendgens

Die Nachrichten aus Costitx machen neugierig: Trudi Murray, die auf einem Berg bei Andratx wohnt und arbeitet, zeigt in den sozialen Medien auf einmal den Ausbau einer Mühle in Costitx. Sie, die in einer der ersten MZ-Ausgaben in einem Artikel über Homeschooling auftauchte und etwas später erklärte, wie sie und ihre vier Kinder während eines Schulprojekts mit dem Handwerk des Seifenmachens Bekanntschaft machten. Über die Jahre hat Murray es kontinuierlich zu einem Naturkosmetik-Programm mit der Marke „Gaia“ weiterentwickelt.

Warum ausgerechnet Costitx? Wir fragten bei der mittlerweile 65-jährigen Deutsch-Britin nach. Ihre Antwort: „Auf den Berg bei Andratx liefert mir niemand meine Zutaten. Ich hole sie im Dorf ab, verarbeite sie und fahre die Produkte dann wieder den Berg hinab, um sie in Andratx zu verschicken.“

Das war also der Grund, dass sie sich nach einem neuen Ort für die Produktion umsah. Die Seifen- und Naturkosmetikserie hat sich mittlerweile zu einem stattlichen Programm von Gaia-Pflegeserien für Hotels und Spas auf der Insel und dem spanischem Festland entwickelt. Doch eines hat sich nicht verändert: Jede Maske, jedes Massageöl und jeder Balsam ist eine handgemachte Kostbarkeit aus den besten Zutaten, die die Natur hergibt. Zudem erfüllen Herstellung im Labor und Verpackungen alle Kriterien des Umweltschutzes.

600 Jahre alte Mühle ist schön, aber zu klein

Für ihre Manufaktur, an der mittlerweile auch ihre beiden Söhne – sie sind eigentlich Köche – mitmischen, schien die 600 Jahre alte Getreidemühle in Costitx zunächst einen idealen Rahmen zu bieten. „Doch man plant und plant, und das Leben macht, dass alles auf einmal anders aussieht“. Denn nach dem Ausbau erwies sich die Mühle als zu schön und zu klein. Für das Haus in Andratx sucht sie noch einen Käufer, und bis dahin arbeitet sie wochentags von dort oben weiter. Ist es verkauft, zieht das Labor nach Inca um. An den Wochenenden wohnt Murray schon jetzt in der Mühle und bietet Workshops an, die sie „Perfume Making Experience“ nennt.

Heute nimmt die Expertin die MZ-Redakteurinnen und eine Besucherin auf eine Reise der flüchtigen Aromen mit. Murray hat nicht nur jahrelange Erfahrung mit wohlriechenden Seifen, Naturkosmetik oder Pflegeserien, sondern das Handwerk im südfranzösischen Grasse gelernt, dem Ort, von dem man nicht erst seit Patricks Süskinds Roman „Das Parfum“, weiß, das er die Hochburg der Parfumeure ist. Denn der Duft in der Flasche kann viel erzählen, und nicht nur den Namen eines Modedesigners oder einer Automarke repräsentieren.

Duftreise durch verschiedene Länder

Für die Duftreise stehen verschiedene Holzkästen, vollgefüllt mit einem großen Schatz an ätherischen Ölen in dunklen Fläschchen, bereit sowie ein Metallgitter für die Ablage der Essenzen im Glas, die bereits gemischt worden sind. Jedes ätherische Öl bietet eine eigene Duftnote, doch die Kunst liegt in der richtigen Mischung. „Pflanzenfamilien sind sich ähnlich, und bei der Parfumkreation kann eine neue Blüte entstehen“, sagt Murray.

Die Frage, woher die ätherischen Öle stammen, beantwortet Murray so: In den Fläschchen wären Duftessenzen vieler Länder vertreten, die der Rose stamme aus Marokko, der Schwarze Pfeffer sowie der Ingwer aus Indien, die Monoï-Blüte aus Hawaii. Auf Mallorca würde einzig und allein das Johanniskrautöl (Hypericum perforatum) in winzigen Mengen destilliert. Vielleicht liege dies daran, dass traditionell auf der Insel Blütenwasser (Hydrolate) extrahiert wird. Dies wiederum könne mit dem Myrtenfest in Selva zusammenhängen, bei dem große Mengen Blütenwasser destilliert und an die Bewohner verteilt werden.

Die Duftpyramide

„Ein Parfum wird wie eine Pyramide aufgebaut, die auf dem Kopf steht“, erklärt Murray. Diese bestünde aus vier Teilen: Die breite Basis ganz oben stehe für die Kopfnote eines Parfums. Sie ist die erste Duftnote, die beim Auftragen wahrgenommen wird, sich jedoch schnell verflüchtigt. Wenn den Teilnehmern eines Workshops die Entscheidung für ein Öl schwerfällt, rät sie: „Wer Namen auf dem Etikett liest, ist schon beeinflusst. Bei einer rein instinktiven Auswahl, wählt jeder das, was seiner Gesundheit oder dem Selbstbewusstsein guttut.“ Klassiker für die Kopfnote sind fruchtige Düfte oder Zitrusnoten.

Als Zweites kommt die Herznote mit dem Auftritt der Blütendüfte an die Reihe. Wir schnuppern am Veilchen, das ledrig wirkt, doch gemischt mit dem Hortensienöl, dem Rosenöl und einer winzigen Wasabi-Note interessant wird. Als dann noch der Duft der hawaiianisch Monoï- und der Orangenblüten dazukommt, duftet es vollkommen.

Das perfekte Orangenparfum

Danach kommt als Drittes die Fuß- oder Basisnote ins Spiel. Das sind holzige Düfte, wie beispielsweise Zistus- oder Mandelöl, die lange haften bleiben. Die warmen und schweren Öle helfen den anderen, sich mit der Haut zu verbinden. Ganz zum Schluss folgen an vierter Stelle noch ein, zwei Tropfen einer aufregenden spritzigen grünen Note, beispielsweise Thymian, Gras, Lorbeer oder Koriander.

Zum Schluss zeigt Murray, wie das perfekte Orangenparfum duften kann: eine Mischung aus den ätherischen Ölen der Orangenschale als Kopfnote, gemischt mit der Blüte, dem azahar, als Herznote. Für die Fußnote dann petitgrain aus den Ästen des Baums und als grüne frische Note Bergamottöl. „Dieses Parfum bringt die Seele des Orangenbaums auf den Punkt. Seine Harmonie ist perfekt, und wer es auf der Haut hat, fühlt sich geradezu umarmt“, sagt Murray.

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