Aufschlag Mallorca: Wie sich die Insel auch beim Sport 2024 touristisch in Stellung bringt

Erstklassige Tennis- und Golfturniere, ein hochmodernes Fußballstadion sowie eine etablierte Rad- und Triathlon-Szene: Der sport gewinnt in der Tourismusförderung der Insel immer mehr an Bedeutung

Novak Djokovic, wohl der beste Tennisprofi aller Zeiten, schlug auch schon auf Mallorca auf.

Novak Djokovic, wohl der beste Tennisprofi aller Zeiten, schlug auch schon auf Mallorca auf. / MANUEL QUEIMADELOS

Ralf Petzold

Ralf Petzold

In Sachen Sportförderung hat die Balearen-Regierung den Gürtel nicht enger geschnallt, sondern gleich um mehrere Löcher geweitet. Waren es 2023 noch lediglich 200.000 Euro, die die Landesregierung an Sponsoren-Geldern springen ließ, sind es nun 1,8 Millionen Euro. Das zuständige Ministerium spricht in einer Pressemitteilung von einem „Traktor-Effekt“. Quasi wie beim Ketchup-Flaschen-Prinzip: Kommt erst einmal der erste Tropfen, folgt danach alles auf einmal. Auf den Sport umgemünzt: ein erfolgreiches Sportevent auf Mallorca wird noch viele Nachahmer anlocken.

Bei der Tourismus-Messe Fitur hob der Generaldirektor für Sport in der Balearen-Regierung, Joan Antoni Ramonell, zwei Events hervor: den Ironman 70.3 und das ATP-Tennisturnier. Die „kleine“ Variante des Triathlons lockt seit 2011 im Mai die Sportler nach Alcúdia. Wobei der US-Konzern zeitweilig ein wenig das Vertrauen in die Insel verlor. Gab es in den ersten Jahren noch Preisgelder, die Profis wie die Raelert-Brüder anlockten, ist es heute ein Amateurrennen.

Die Nachfrage ist dennoch ungebrochen. Trotz Preisen von knapp 500 Euro für eine Startnummer ist der Triathlon am 11. Mai bereits ausverkauft. Den „großen“ Ironman gibt es auf Mallorca nicht mehr. Nach der ersten Phase 2014 bis 2016 folgte auf die Wiederbelebung im Jahr 2021 nur eine weitere Ausgabe 2022.

Aufschlag Mallorca

Aufschlag Mallorca / Ralf Petzold

Das Tennistournier

Auch das Tennisturnier erlebte Höhen und Tiefen. 2016 als WTA-Turnier in Santa Ponça gegründet, hatte es schnell den Ruf des Favoritenschrecks inne. Die jeweils an erster Stelle gesetzten Spielerinnen schieden früh im Wettbewerb aus. Als sich das Event bis 2019 etabliert hatte, überraschte der österreichische Veranstalter Edwin Weindorfer mit einem Wechsel. Die Frauen zogen nach Berlin, dafür bekam Mallorca ein ATP-Turnier.

Nach der Corona-Pause 2020 brauchten die Herren keine Anlaufzeit. In den bisherigen drei Ausgaben schlugen Weltranglisten-Erste wie Novak Djokovic oder Daniil Medvedev auf der Insel auf. Nur Lokalmatador Rafael Nadal fehlte bislang. Der Mallorquiner trainierte lediglich auf dem Rasen, der dem von Wimbledon gleicht. Er spiele nie in der Woche vor einem Grand Slam, so seine Begründung. Vielleicht ändert er ja seine Meinung und tritt in seiner vermutlich letzten Saison beim Turnier vom 22. bis 29. Juni an.

„Ich bin stolz auf die Kooperation, die wir mit der Regierung, dem Inselrat und dem Rathaus Calvià haben“, sagt Edwin Weindorfer. Die Subventionen seien wichtig, wobei 80 Prozent des Budgets von privaten Sponsoren kommen. „Ich überlege, wie ich das Turnier noch größer machen kann. Ein Ausbau der Anlage ist angedacht. Vielleicht schaffen wir es über die Marke von 4.000 Zuschauern.“

Zudem träumt der Österreicher, der auch das ATP-Turnier in Stuttgart veranstaltet, von einer Rückkehr des WTA-Turniers auf die Insel. Wobei er dafür erst einen Platz im Terminkalender und eine freie Lizenz finden muss.

Kurze Hosen als Werbeeffekt

Neben dem Tennis bietet Weindorfer seit 2021 auch ein erstklassiges Golfturnier an. Hier ging er den umgekehrten Weg. Waren es zwei Jahre lang die Männer, die die weißen Kugeln über das Grün droschen, sind es seit vergangenem Jahr beim Mallorca Ladies Open die Damen.

Etwas neidisch schaue er schon nach Andalusien, wo die Regierung hohe Summen in den Golfsport investiert, gibt Kristoff Both, Leiter des Golfclubs Alcanada, zu. „Ich bin aber auch glücklich über das, was wir auf der Insel bieten können.“ Neben den Ladies Open ist das die „Road to Mallorca“. Im Finale der Challenger Tour können sich die Golfer für die DP World Tour qualifizieren. Eigentlich sollte das 2019 erstmalig ausgetragene Turnier seitdem jährlich in einem anderen Golfclub stattfinden.

134 Millionen Haushalte können zuschauen

Mit Ausnahme vom T-Golfclub 2020 und 2021 bekam dann aber doch Alcanada den Zuschlag. So auch vom 31. Oktober bis 3. November 2024. „Die Anzahl an Zuschauern vor Ort hält sich mit bis zu 1.500 Leuten in Grenzen. Da können wir mit Metropolen auf dem Festland nicht mithalten. Das Turnier wird aber weltweit in 134 Millionen Haushalte übertragen. Wir bekommen Mails aus aller Welt von Golfern, die fragen: ‚Im November kann man ernsthaft auf Mallorca in kurzen Hosen golfen?‘ Das ist ein ungemeiner Werbeeffekt“, sagt Kristoff Both.

Mit dem nun wieder von der Tui gesponserten Laufveranstaltung Palma Marathon (20.10.), den Radrennen Mallorca Challenge Ende Januar und Mallorca 312 (27.4.), der Regatta Princesa Sofía (29.3. bis 6.4.) oder der neuen UTMB-Berglaufmeisterschaft Anfang November gibt es eine ganze Reihe weiterer jährlicher Top-Sportveranstalltungen auf Mallorca. Langfristig könnten noch einige hinzukommen. Der balearische Radsportverband kämpft seit geraumer Zeit darum, eine Vuelta-Etappe auf Mallorca organisieren zu dürfen.

Aufschlag Mallorca

Aufschlag Mallorca / Ralf Petzold

Der neue Fußballtempel

Real Mallorca hat indes seinen Hut in den Ring geworfen, um bei der Fußball-WM 2030, die unter anderen in Spanien ausgetragen wird, als Quartier dabei sein zu dürfen. Das für 30 Millionen Euro umgebaute Stadion Son Moix (26.000 Plätze) genügt zwar nicht den Fifa-Ansprüchen von mindestens 40.000 Sitzplätzen, dafür könnte der Erstligist aber eine Nationalmannschaft im Trainingszentrum Son Bibiloni beherbergen.

Wenn nicht für eine Fußballweltmeisterschaft, so ist das von den US-Eigentümern aufwendig renovierte und mit vielen neuen Möglichkeiten ausgestattete Son Moix nun auf jeden Fall für andere Veranstaltungen geeignet. Ein Highlight ist schon gebucht. Im Sommer kommt der Spitzenclub Paris Saint-Germain zu einem Testspiel gegen Real Mallorca. Der Kick wurde im Zuge des Transfers des Südkoreaners Kang-in Lee vereinbart.

Der Hauptgrund des Umbaus war der Abriss der maroden Leichtathletikpiste. Die Läufer bekommen nun ein neues Heim. Palma plant für 9,6 Millionen Euro direkt neben dem Son Moix ein neues Leichtathletikstadion, wo auch internationale Wettkämpfe stattfinden sollen. Die Bauarbeiten sollen gut zwei Jahre betragen.

Abonnieren, um zu lesen