Wenn ein Wort die Lage im Bereich der Gastronomie auf Mallorca beschreibt, dann ist es Fachkräftemangel. „Das große Problem ist seit jeher, dass jeder denkt, er könne hier arbeiten, ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben“, sagt Pilar Carbonell, die seit 17 Jahren das Restaurant + Natural an der Plaça d’Espanya im Zentrum von Palma führt. „Der Fachkräftemangel begleitet uns schon immer.“ Erst wenn die Leute eine Weile im Beruf seien, würden manche sich für eine Weiterbildung entscheiden, so Pilar Carbonell.

Eine Cafeteria in der Gemeinde Marratxí reagierte kürzlich auf die Schwierigkeit, Personal zu finden, und kaufte einen Roboter-Kellner. „Es gibt nur Vorteile“, sagte der Besitzer des Lokals gegenüber der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“. „Er geht nicht in den Urlaub, beschwert sich nicht, ist sehr einfach zu programmieren, immer einsatzbereit, hat eine zweijährige Garantie und kann bei guter Wartung zehn Jahre lang halten.“

Das wird sicherlich ein Extremfall bleiben. Miquel Calent, der die Restaurants Cuit in Palma und Can Calent in Campos führt, sagt: „Wer motiviert ist und eine gute Ausbildung oder viel Erfahrung hat, kann auf Mallorca immer einen guten Job in Restaurants finden.“ Unbefristete Jobs waren bislang rar gesät. Laut dem Arbeitsmarktbericht des spanischen Arbeitsamts SEPE aus dem Jahr 2020 hatten auf den Balearen von 107.000 Angestellten im Bereich Restaurants rund 88.000 einen befristeten Arbeitsvertrag.

Voraussetzungen

Angesichts des Fachkräftemangels ist es vergleichsweise einfach, einen Job zu bekommen. „Wer aber mehr Geld verdienen will, muss sich erst einmal beweisen“, sagt Jens Bräuning, der in Santa Ponça das Restaurant Adelfas by Jens betreibt. Ein Lebenslauf könne viele Türen öffnen, aber man müsse die Kenntnisse in der Praxis umsetzen können.

Grundsätzlich sei es wichtig, in der Gastronomie bereit zu sein, auch am Wochenende und abends zu arbeiten. Man müsse den Service am Gast als wichtigste Aufgabe verstehen, so Bräuning. Klassische Fähigkeiten wie etwa das Filetieren oder Tranchieren am Tisch des Gastes seien heute Kür und nur noch selten vorhanden.

Um Spanischkenntnisse wird man – vielleicht mit wenigen Ausnahmen, wo ausschließlich deutsche Kunden bedient werden – nicht herumkommen. „Die Küchensprache ist Spanisch“, sagt Jens Bräuning. Die Sprachkenntnisse im Service orientieren sich nach dem Publikum. „Neben Spanisch ist Englisch eine Voraussetzung“, sagt Jens Bräuning. Deutschkenntnisse können in touristischen Gebieten von Vorteil sein. In den Dörfern, aber auch bei mallorquinisch geprägten Lokalen in Palma, wie etwa dem Cuit von Miquel Calent, ist zumindest das Verständnis von Katalanisch wichtig.

Gehalt

Die Gehälter auf den Balearen sind niedrig, das gilt umso mehr für die Gastronomie. Für die Restaurants gilt der gleiche Tarifvertrag wie bei den Hotels. Das bedeutet, dass ein Küchenchef in einem Restaurant der höchsten der drei Kategorien monatlich 1.931 Euro brutto bei 14 Monatsgehältern verdienen kann. Ein normaler Koch wird in der Verdienstklasse IV eingeordnet und verdient in einem Lokal der oberen Kategorie 1.549 Euro monatlich, in der unteren Kategorie 1.500 Euro. Das gleiche Bruttomonatsgehalt verdient ein Kellner.

Ein Tellerwäscher ist in der untersten Kategorie angesiedelt und kann mit 1.349 Euro brutto im Monat rechnen. Zuschläge gibt es etwa in Form einer Pendlerpauschale sowie für die Dauer der Betriebszugehörigkeit. „Wer wirklich gut ist, kann aber immer individuell etwas aushandeln“, so Jens Bräuning.

Weiterbildung

Auf Mallorca gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich im Bereich des Gastronomie aus- und weiterzubilden. Die Escola d’Hoteleria de les Illes Balears bietet eine zweijährige Ausbildung im Bereich der Küche und im Restaurantwesen. Weiterführende, ein Semester dauernde Kurse gibt es im „Restaurant- und Barmanagement“ sowie in der „Haute cuisine“. Die Hotelfachschule auf dem Campus der Balearen-Uni bietet zudem in Zusammenarbeit mit dem balearischen Arbeitsamt SOIB kürzere Seminare im Bereich Küche und Restaurantwesen an. Alle Informationen unter: www.ehib.es

Auch an anderen Weiterbildungszentren wie der CIFP Juniper Serra kann man je nach vorherigem Ausbildungsstand Weiterbildungen im Restaurantmanagement und der Leitung einer Restaurantküche belegen. Infos: cifpjuniperserra.com

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Jobbörsen und Initiativbewerbung

Nach Jobs in Restaurants kann man unter anderem auf afuegolento.com/bolsa-empleo schauen. Eine gute Anlaufstelle für die Jobsuche sind auch die Seiten turijobs.com und infojobs.net. Darüber hinaus bietet auch die Jobbörse auf inselradio.com Stellenangebote in der Gastronomie. „Ansonsten lohnt es sich auch immer, es über die klassische Initiativbewerbung zu versuchen“, sagt Jens Bräuning. Der beste Moment für die Jobsuche ist dabei der Jahresanfang: Dann stellen die Gastronomen ihre Teams für die Saison zusammen.