In diesem Jahr einen bezahlbaren Mietwagen auf Mallorca zu bekommen, grenzt schon fast an ein Wunder. Lieferengpässe bei Fahrzeugen, die Folgen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg – all das führt bei den herkömmlichen Anbietern zu stetig steigenden Preisen. Besonders teuer: natürlich die Ferienzeiten. Auf der Buchungsplattform billiger-mietwagen.de etwa kostete 21.3. das günstigste Auto für eine Woche in den Osterferien 730 Euro. Dafür bekam man etwa einen VW Polo beim allerdings unterdurchschnittlich bewerteten Anbieter OK Rent a Car. Von den Angeboten mit Versicherung war ein Zweisitzer mit 861 Euro das günstigste.

Kein Wunder, dass viele Urlauber angesichts solcher Preise nach Alternativen suchen. Eine davon nennt sich Getaround und ist auch auf Mallorca vertreten. Getaround ist im Grunde nichts anderes als eine Carsharing-Plattform oder ein Airbnb für Autos. Privatleute bieten ihre Fahrzeuge auf dem Portal an, zumeist zu einem günstigeren Tarif als herkömmliche Mietwagenfirmen.

Beim MZ-Test kostete zwar die erste Osterferienwoche annähernd genauso viel wie bei den Angeboten auf billiger-mietwagen.de. Zu anderen Zeiten sind die Preise aber spürbar günstiger. Getaround wurde im Jahr 2009 gegründet und schluckte vor drei Jahren seinen europäischen Konkurrenten Drivy. Die Plattform tritt als Vermittlerin auf und wickelt auch die Zahlungen ab.

Wie funktioniert Getaround?

Auf der Website getaround.com gibt man wie bei einem herkömmlichen Buchungsportal Ort und Zeitraum der Anmietung ein. Wer beispielsweise den Flughafen von Palma eintippt, bekommt die Autos ausgespuckt, die in der Nähe des Flughafens zu finden sind. Wer sein Wunschauto ausgemacht hat, schreibt eine Mail an den Vermieter oder die Vermieterin. Er oder sie bestätigt dann die Buchung. Der nächste Schritt ist, den Treffpunkt zur Autoübergabe festzulegen. Meist kann man diesen Ort individuell mit dem Eigentümer oder der Eigentümerin des Wagens absprechen.

Der Vermieter oder die Vermieterin überprüft die Papiere der Urlauber. Zweitfahrer sind im Preis mitinbegriffen, auch junge Leute zahlen keinen Aufpreis wie sonst üblich. Wer 21 Jahre alt ist und mindestens zwei Jahre den Führerschein besitzt, kann bei Getaround mieten. Generell sind bei einer Mietdauer von sieben Tagen 1.200 Kilometer inklusive, zusätzliche Kilometer müssen extra bezahlt werden.

Welche Autos gibt es?

Da es sich um Privatwagen handelt, ist der Zustand der Fahrzeuge im Allgemeinen etwas weniger gepflegt als bei den herkömmlichen Mietwagenflotten. Auf Mallorca stehen beispielsweise in der Osterwoche ein Ford Fiesta aus dem Jahr 2017, ein Fiat Tipo aus dem Jahr 2021, ein Fiat 500 ebenfalls aus dem Jahr 2021 oder auch ein VW Golf aus dem Jahr 2016 zur Verfügung.

Nicht alle Wagen sind frei von kleinen Kratzern oder Dellen, was speziell bei deutschen Mietern hin und wieder für Irritationen sorgt. „Für Deutsche muss ein Mietwagen tipptopp gepflegt sein und darf keinen Kratzer haben“, sagt Frieder Bechtel von billiger-mietwagen.de. Deshalb sei Getaround in Deutschland bisher nicht richtig durchgestartet, in Frankreich dagegen sei die Seite sehr erfolgreich. Dort habe man mit kleineren Schäden keine Probleme.

Wie bin ich versichert?

Kunden können zwischen drei verschiedenen Absicherungen wählen, einem sogenannten Minimum-Paket, einem Plus- und einem Premium-Paket. In der niedrigsten Absicherung gilt eine Selbstbeteiligung von 900 Euro bei einem Schadensfall, im Moment der Anmietung muss eine Kaution von 315 Euro hinterlegt werden. Im Plus-Angebot betragen sowohl Selbstbeteiligung als auch Kaution je 250 Euro und in der Premium-Stufe gibt es keine Selbstbeteiligung mehr, die Kaution reduziert sich auf 150 Euro.

Was sind die Vor- und Nachteile gegenüber anderen Anbietern?

Teils deutlich günstigere Preise sind für viele Urlauber, gerade junge Menschen mit einem geringeren Budget, der größte Pluspunkt bei Getaround. Dazu sind teilweise Extras wie etwa Kindersitze im Mietpreis inbegriffen, die man sonst gesondert zahlen muss. Positiv ist auch, dass Kunden nicht wie bei manchen Anbietern teure Zusatzversicherungen schmackhaft gemacht werden sollen. Aus ökonomischer und ökologischer Sicht ist das Geschäftsmodell nachhaltig, wie auch Frieder Bechtel sagt: „Privatautos stehen 23 Stunden am Tag herum. Da ist es ja nur sinnvoll, das Eigentum zu teilen.“

Nachteile gibt es aber auch: Die meisten Mallorca-Urlauber kommen am Flughafen an, wo sie aber ihre Getaround-Fahrzeuge nicht direkt in Empfang nehmen können. Es gibt deutlich weniger Auswahl als bei herkömmlichen Anbietern. Wer ein bestimmtes Wunschfabrikat hat, wird bei Getaround nicht so einfach fündig. Dazu kommt wie bereits beschrieben, dass die Autos selten makellos sind.

Was sagen die Nutzer?

In Bewertungsplattformen wie etwa Trustpilot gehen die Meinungen der Kunden auseinander. Während von insgesamt knapp 11.200 Bewertungen 57 Prozent die höchste Stufe „hervorragend“ erreichen, sind auch 25 Prozent in der niedrigsten Bewertung „ungenügend“ eingeordnet. Unzufriedene Nutzer bemängeln vor allem, dass alles gut geht, solange es keine Probleme gibt.

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Komme es aber zu einem Unfall oder einem anderen Schaden, sei niemand von Getaround zu erreichen. Auf der Website findet sich keine Telefonnummer für die direkte Kontaktaufnahme, auch eine Mailadresse muss man erst ausfindig machen. Weitere Kritikpunkte waren etwa ein schlechter technischer Zustand des Autos oder auch eine schleppende Rückerstattung der Kaution.