Mallorca Zeitung

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Exzesse im Ausgehviertel: Palma de Mallorca will Aktionsplan für Santa Catalina ausarbeiten

Anwohnervereinigungen trafen sich mit Stadträten, um den Party-Tourismus in den Griff zu bekommen

Der Carrer Fàbrica ist vor allem abends sehr belebt. Guillem Bosch

Hoffnungsschimmer für die lärmgeplagten Anwohnerinnen und Anwohner des Ausgehviertels Santa Catalina im Westen der Altstadt von Palma de Mallorca: Nach wochenlangen Beschwerden über das Partypublikum hat die Stadtverwaltung von Palma nun Hilfe für die Bewohnerinnen und Bewohner in Aussicht gestellt. Bei einem Treffen mit mehreren Nachbarschaftsvereinen erklärten sich Vertreter der Stadt bereit, einen Notfallplan auszuarbeiten, um des Lärms, des Mülls in den Straßen und der exzessiven Nutzung der Freischankflächen Herr zu werden.

Bei dem Treffen am Donnerstag (9.6.) setzten sich sieben Nachbarschaftsverbände sowie der Dachverband und der Verein Palma XXI mit mehreren Stadträten von Palma zusammen. Nach zwei Stunden kam man überein, dass die Stadt die Vorschläge der Anwohner prüft. Am 28. Juni wolle man sich wieder zusammensetzen.

Weniger Freischankflächen, kürzere Öffnungszeiten

Die Präsidentin des Dachverbandes der Nachbarschaftsvereinigungen, Maribel Alcázar, sagte nach dem Treffen, dass die Bewohner des Viertels beim nächsten Treffen mit der Stadtverwaltung auf "Lösungen mit konkreten Maßnahmen" hoffen. Man erwarte, dass es nicht bei einer "Absichtserklärung" bleibe.

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Partyzone Santa Catalina

Die Forderungen der Anwohner bestehen etwa darin, die Kapazität der Freischankflächen um 50 Prozent zu reduzieren: "In einigen Straßen nehmen die Restaurants mehr Platz im öffentlichen Raum ein als in ihrem eigenen Innenraum", beklagte Alcázar.

Sie fordern auch eine Überprüfung der Öffnungszeiten von Bars und Nachtclubs, "weil es Mehrfamilienhäuser unmittelbar neben den Nachtclubs gibt, die bis vier Uhr morgens geöffnet haben". Weitere Forderungen waren mehr Polizeipräsenz und ein entschiedeneres Vorgehen der Beamten.

Bürgermeister Hila bleibt dem Treffen fern

Nicht gut kam bei den Nachbarschaftsvereinen an, dass Bürgermeister José Hila dem Treffen fernblieb. "Das zeigt uns einmal mehr, wie viel Respekt er vor den Bürgerinnen und Bürgern hat", postete der Nachbarschaftsverein Santa Catalina in den sozialen Netzwerken. Bei der Stadt wiederum verwies man darauf, dass die Vereinigungen zuvor nicht klargemacht hätten, dass sie eine Anwesenheit von José Hila erwarteten.

Das Verhältnis zwischen Bürgermeister und Anwohnern ist ohnehin gespannt, seit Hila Mitte Mai die Probleme in Santa Catalina herunterspielte. "Die Leute in Santa Catalina regen sich doch heutzutage schon auf, wenn eine andere Person einfach nur über die Straße geht. Die Pandemie ist vorbei. Die Leute haben ihre Rechte. Spaziergehen ist keine Straftat", sagte José Hila damals. Im Übrigen habe man das Polizeiaufgebot für den Sommer bereits verstärkt, mehr könne man nun auch nicht tun.

Videos von grölenden Menschenmengen und Sex auf der Straße

Die Auseinandersetzung geht nun bereits seit einigen Wochen. Die Anwohner des Ausgehviertels fühlen sich nicht ernst genommen und beklagen einen rapiden Anstieg von Partytourismus in ihrem Stadtteil, allerdings nicht so sehr von Urlaubern, sondern eher von Einheimischen. Mehrfach nahmen Bewohner des Viertels Videos auf, die laut grölende Gruppen auf der Straße oder Sex im öffentlichen Raum zeigten. /jk

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