Geraucht, aber nicht gezündelt: So schildern die Kegelbrüder den Brand von 2022

Zwei der jungen Männer räumen ein, Kippen über das Balkongeländer geschnippt zu haben - allerdings auf die Straße, nicht auf das Dach, das etliche Meter entfernt in Brand geriet

Die Kegelbrüder nach der Ankunft in Deutschland.

Die Kegelbrüder nach der Ankunft in Deutschland. / dpa

Vor bald zwei Jahren, am 20. Mai 2022, brach neben einem Urlauberhotel an der Playa de Palma ein schwerer Brand aus. Die Polizei machte eine Gruppe von 13 jungen Männern aus Deutschland dafür verantwortlich. Zeugen wollen gesehen haben, dass sie noch glühende Zigarettenkippen und womöglich entzündbare Flüssigkeiten auf das Dach der benachbarten Bar "Why not Mallorca" warfen. Das Feuer richtete auch Schäden an einem darunter liegenden Bordell, einer Privatwohnung und dem angrenzenden Hotel an. Ein Mann wurde leicht am Zeh verletzt.

Die wegen ihrer Mitgliedschaft in einem Kegelclub schnell als "Kegelbrüder" bezeichneten Urlauber konnten erst nach knapp zwei Monate die Untersuchungshaft in Palma verlassen und in ihre Münsteraner Heimat zurückkehren. Sie beteuern ihre Unschuld, mindestens acht von ihnen sind aber weiter angeklagt. Das Ermittlungsverfahren ist immer noch nicht abgeschlossen. Wann es auf Mallorca zum Prozess kommen wird, ist noch ungewiss. Wie die Kegelbrüder das Geschehen an jenem Tag beschreiben, geht jetzt erstmals im Detail aus Aussagen bei einer Vernehmung hervor. Der Mallorca Zeitung liegen Auszüge vor.

Gerade erst auf Mallorca angekommen

Die Kegelbrüder waren an jenem Freitag gerade erst auf Mallorca angekommen, hatten ihr Gepäck im Hotel gelassen und waren nach einem kurzen Gang zum Strand und dem Mittagessen dorthin zurückgekehrt, um zu duschen und vor dem Abend noch ein wenig auszuruhen. Sie wollten ein Partywochenende auf Mallorca verbringen.

Vier von ihnen waren in dem Hotelzimmer 1205 untergebracht, weitere drei in dem Zimmer 1204 (die restlichen Mitglieder der Reisegruppe waren auf der anderen Seite des Hotels untergebracht). Der direkt an das Dach der Bar angrenzende Balkon gehörte zu dem Eckzimmer 1202.

Polizisten und Feuerwehrleute vor dem Hotel Whala Beach nach dem Brand in der Bar Why Not Mallorca. Das Eckzimmer 1202 befindet sich im zweiten Stockwerk..

Beamte der Guardia vor dem Hotel Whala Beach nach dem Brand in der Bar Why Not Mallorca. Das Eckzimmer 1202 befindet sich im zweiten Stockwerk.. / Guillem Bosch

Kippen über das Geländer geworfen

Der Brand brach kurz vor 15 Uhr aus. Die Männer hielten sich in wechselnden Konstellationen auf den Balkonen der Zimmer 1204 und 1205 auf. Vier von ihnen räumten bei der Vernehmung ein, tatsächlich auf den Hotelbalkonen geraucht zu haben - einer vor ihnen nach eigener Aussage zum ersten Mal in seinem Leben. Zwei warfen ihre Kippen über das Geländer, eine davon sei auf die Straße gefallen, eine andere auf einen darunter liegenden Hotelbalkon. Beide Kippen seien zuvor ausgetreten worden. Danach habe einer von ihnen mit einem Glas voll Wasser einen Aschenbecher improvisiert. Auch die Zeugen hatten einige der Männer dabei beobachtet, wie sie Kippen von ihren Balkonen herunterwarfen.

Dass sie damit das Feuer auslösten, bestreiten die Kegelbrüder, und ist nach ihrer Darstellung auch unmöglich. Dafür war die Entfernung zum Brandherd zu groß. Allerdings seien drei von ihnen, als sie den Rauch bemerkten, über die Geländer der zu diesem Zeitpunkt leeren Balkone der Zimmer 1203 und 1202 gestiegen, um den Brand in Augenschein zu nehmen.

Eine halbe Minute auf dem Balkon über der Bar

Die drei seien etwa eine halbe Minute auf dem Balkon verblieben, einer hätte auch ein kurzes, vier Sekunden langes Video von dem Feuer gemacht, hieß es in der Vernehmung. Dann hätten sie den Balkon wieder verlassen, um die anderen Hotelgäste zu alarmieren. Mehrere der Freunde sind in ihrer Heimat Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, sie lösten auf den Gängen Feueralarm aus. Die Kegelbrüder verließen danach das Hotel, kehrten danach aber freiwillig zurück, wie auch ihre Anwälte stets betont haben.

Die Männer vom Zimmer 1202

Doch wenn Sie es nicht waren, wer löste den Brand dann aus? Wie schon zuvor bekannt geworden war, verweisen die Kegelbrüder auf zwei andere deutsche Reisende, die sich kurz vor dem Ausbruch des Brandes auf dem Balkon des Eckzimmers 1202 aufhielten, ihn dann aber verließen. Mit ihnen hätte es zuvor auch einen kurzen Wortwechsel gegeben, die Männer hätten ihnen Marihuana angeboten.

Zumindest einer dieser Männer soll auf einem Foto zu sehen sein, was einer der Münsteraner zufällig mit seinem Handy schoss. Der Mann lehnt sich über das Geländer und könnte eine Zigarette in der Hand halten.

Whatsapp-Nachricht wieder gelöscht

Stutzig machte die Ermittler indes, dass einer der Kegelbrüder wenige Stunden nach dem Brand einem anderen eine WhatsApp geschickt habe, die er kurz darauf wieder löschte. Was stand darin? Die Vermutung, dass die Männer von 1202 den Brand ausgelöst hätten, so der junge Mann, der die Nachricht abschickte. Er habe sie dann wieder gelöscht, weil er niemanden beschuldigen wollte, ohne ganz sicher zu sein.

Ob die Männer des Eckzimmers 1202 vernommen worden sind, und was sie aussagten, ist nicht bekannt. Die Polizei geht davon aus, dass sie zum Zeitpunkt des Brandes bereits aus dem Hotel ausgecheckt hatten.

Die Kegelbrüder waren noch am selben Tag des Brandes von der Polizei in Gewahrsam genommen worden. Vor dem Haftrichter verweigerten sie zunächst geschlossen eine Aussage und wurden daraufhin in Untersuchungshaft genommen. Ihre Festnahme und das Ringen um die Entlassung aus der Untersuchungshaft stießen 2022 auf großes mediales Interesse in Deutschland.

So kamen die Kegelbrüder aus der Untersuchungshaft

Fünf der Kegelbrüder durften bereits Anfang Juni die Untersuchungshaft verlassen. Einer von ihnen konnte nachweisen, dass er unter der Dusche stand, als der Brand ausbrach. Die Zimmer der anderen vier befanden sich auf der anderen Seite des Hotels. Die restlichen acht jungen Männer wurden dann Mitte Juni freigelassen.

Zu den vom Ermittlungsrichter beschlossenen Auflagen für eine Entlassung aus der Untersuchungshaft gehörte auch eine sogenannte "Solidarhaftung" über 500.000 Euro, die von den Beschuldigten zu hinterlegen war.

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