Gute Nachrichten für die Kegelbrüder und ihre Familien: Auch die acht noch im Gefängnis von Palma de Mallorca verbliebenen deutschen Urlauber, die beschuldigt werden, am 20. Mai an der Playa de Palma einen schweren Brand verursacht zu haben, können gegen eine Kaution von 12.000 Euro die Untersuchungshaft verlassen. Das entschied am Freitag (15.7.) eine Ermittlungsrichterin in Palma. Eine Gerichtssprecherin bestätigte entsprechende MZ-Informationen.

Das Geld ist bereits überwiesen worden und auf dem Gerichtskonto eingegangen. Die Mitglieder des Münsteraner Kegelclubs dürften damit noch am Freitag frei kommen. Sie beteuern ihre Unschuld. Vor dem Gefängnis wartete am Spätnachmittag bereits Angehörige der jungen Männer. "Es ist ein ausdrücklicher Wunsch der Jungs, hier mit erhobenem Kopf herauszumarschieren. Sie haben sich nichts vorzuwerfen", sagte einer von ihnen den Journalisten.

Laut dem der MZ vorliegenden Gerichtsbeschluss ist die Freilassung daran geknüpft, dass die Kegelbrüder als weiterhin Beschuldigte zukünftigen Ersuchen der Justizbehörden Folge leisten und etwaige Wohnsitzveränderungen umgehend melden. Ihr Pass wird nicht eingezogen, sie können somit nach Deutschland zurückkehren.

Für zwischenzeitliche Aufregung sorgte am Nachmittag noch, dass zwei Reisepässe der deutschen Urlauber abgelaufen sind. Die daraufhin vom deutschen Konsul auf Mallorca, Wolfgang Engstler, schnell organisierten provisorischen Reisedokumente konnten aber auch dieses Problem aus der Welt schaffen..

Die Anwälte der Kegelbrüder wussten ihre Chance zu nutzen

Der eigentlich zuständige Ermittlungsrichter hatte zuvor bereits mehrere Anträge auf Freilassung abgelehnt, ist aber diese Woche im Urlaub. Die Anwälte nutzten die Gelegenheit, um die Freilassung bei einem anderen Ermittlungsrichter zu beantragen.

Eine bereits für Dienstag vorgesehene Anhörung vor dem Landgericht ist somit nicht mehr nötig. Dass die Kegelbrüder nun freikommen, dürfte so auch dem Engagement der 31-jährigen Strafverteidigerin Maria Barbancho zu verdanken sein, die das Anwaltsteam des Spaniers Unai Mienza und des deutschen Raban Funk erst kürzlich verstärkt hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte die Freilassung bereits befürwortet. Auch die Anwälte der Geschädigten zeigten sich jetzt mit der Freilassung auf Kaution einverstanden.

Der Brand hatte am frühen Nachmittag des 20. Mai die von einem Schilfdach bedeckte Außenterrasse der von Deutschen betriebenen Bar Why not Mallorca an der Playa de Palma zerstört. Das Feuer richtete auch an einem darunter liegenden Bordell, einer Privatwohnung und dem angrenzenden Hotel Schäden an. Die Rauchwolken zogen über die Playa de Palma hinweg.

Am Freitag (20.5.) gab es ein großes Feuer an der Playa de Palma. MZ

Drei Menschen sollen bei dem Brand leicht verletzt worden sein. Die Polizei hält eine fahrlässig oder mutwillig von einem Hotelbalkon heruntergeworfene glühende Zigarettenkippe für die wahrscheinlichste Brandursache.

Kegelbrüder feierten nach ihrer Ankunft auf Mallorca an der Playa und auf den Hotelbalkonen

Die jungen Männer hielten sich zu diesem Zeitpunkt in dem Hotel auf. Die insgesamte 13-köpfige Freundesgruppe war am Morgen für ein langes Partywochenende nach Mallorca gereist. Zwei Augenzeuginnen wollen gesehen haben, wie einige der jungen Männer auf ihren Hotelbalkonen feierten und sich mit Bier besprühten, eine davon meint auch gesehen zu haben, dass sie Zigarettenkippen auf das dann in Brand geratene Schilfdach warfen.

Das Schilfdach der Bar Why not Mallorca brannte lichterloh. DM

Die deutschen Urlauber waren noch am selben Tag des Brandes von der Polizei festgenommen worden. Vor dem Haftrichter verweigerten sie zunächst geschlossen eine Aussage und wurden daraufhin in Untersuchungshaft eingewiesen.

In einer erneuten Anhörung knapp zwei Wochen später beteuerten sie ihre Unschuld. Demnach hätten drei von ihnen von ihren Balkonen aus den Brandgeruch bemerkt und seien daraufhin über die Geländer auf den an das Schilfdach angrenzenden Hotelbalkon geklettert, um zu schauen, was geschehen war. Danach hätten sie ihre Zimmer verlassen und andere Hotelgäste vor dem Brand gewarnt. Mehrere von ihnen sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Münster.

Ein Handyfoto scheint die deutschen Urlauber zu entlasten

Wie es zu dem Brand kam, ist weiterhin unklar. Eine offene Frage ist, ob das Hotelzimmer, dessen Balkon an das Schilfdach angrenzt, belegt war, als der Brand ausbrach. Die Polizei geht davon aus, dass die zwei Männer, die dort untergebracht waren, kurz vor dem Brand das Zimmer verließen und aus dem Hotel auscheckten.

Ein von einem der Kegelbrüder aufgenommenes Handyfoto deutet jedoch darauf hin, dass zumindest einer von ihnen kurz vor Ausbruch des Feuers auf dem Balkon war. Es zeigt einen Mann, der über das Geländer zum Schilfdach lehnt und anscheinend eine Zigarette in der Hand hält. Auch eine Videoaufnahme soll von diesen beiden Gästen existieren.

Das von einem der Kegelbrüder aufgenommene Foto eines Mannes auf dem Hotelbalkon, der an das in Brand geratene Schilfdach angrenzt. MZ

Die ersten fünf Kegelbrüder kamen bereits am 2. Juni frei

Fünf der Kegelbrüder durften bereits Anfang Juni die Untersuchungshaft verlassen. Einer von ihnen konnte nachweisen, dass er unter der Dusche stand, als der Brand ausbrach. Die Zimmer der anderen vier befanden sich auf der anderen Seite des Hotels.

Zu den vom Ermittlungsrichter beschlossenen Auflagen für eine Entlassung aus der Untersuchungshaft gehörte auch eine sogenannte "Solidarhaftung" über 500.000 Euro, die von den Beschuldigten zu hinterlegen war.

Die Familien in Deutschland hatten das Geld laut Aussagen des deutschen Anwalts schnell zusammengetragen, komplizierter gestaltete sich dann aber die formal korrekte Überweisung an das spanische Gericht. Auch hier war wieder das spanische Anwaltsteam von Maria Barbancho und Unai Mieza gefordert.

Die spanische Strafverteidigerin Maria Barbancho. Privat

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