Nach dem geschickten Manöver ihrer spanischen Verteidiger sind die Kegelbrüder seit Freitag (15.7.) zwar wieder auf freiem Fuß. Beschuldigt, am 20. Mai einen folgenschweren Brand an der Playa de Palma verursacht zu haben, sind die 13 deutschen Urlauber aber weiterhin. Die Verteidigung rechnet damit, dass es deswegen zum Prozess kommen wird. Bis zum Beginn der Hauptverhandlung könnten allerdings Jahre ins Land gehen.

Eine als vertrauenswürdig geltende Zeugin will die Deutschen, die ein langes Party-Wochenende auf Mallorca verbringen wollten, dabei beobachtet haben, wie sie auf ihren Hotelbalkonen feierten und dabei Zigarettenkippen und womöglich auch Alkohol auf das Schilfdach der Außenterrasse der benachbarten Bar Why not Mallorca warfen. Das Feuer zerstörte die Terrasse und richtete auch an einem darunter liegenden Bordell, einer Privatwohnung und dem angrenzenden Hotel Schäden an.

So kamen die Kegelbrüder aus der Untersuchungshaft in Palma de Mallorca

Maria Barbancho und Unai Mieza, die beiden spanischen Anwälte der Münsteraner, hatten am vergangenen Freitag (15.7.) die Abwesenheit des mit dem Fall befassten Ermittlungsrichters genutzt, um die Freilassung auf Kaution bei dessen Vertretung, einer Richterin, zu beantragen.

Sie brachten dabei vor, dass eine von den Familienangehörigen der jungen Männer zusammengetragene sogenannte Solidarhaftung von 500.000 Euro inzwischen auf dem Gerichtskonto eingetroffen war und dass auch die Staatsanwaltschaft die Freilassung auf Kaution befürwortete.

Der eigentlich mit dem Fall befasste Richter hatte die Verteidigung schon mehrfach abblitzen lassen, seine Vertreterin aber gab dem Antrag statt. Nach Hinterlegung von jeweils 12.000 Euro wurden die acht jungen Männer – sie sind fast alle Mitte 20 – aus der U-Haft entlassen. Am Samstag kehrten sie in ihre Heimat Münster zurück.

Wie die Ermittlungen im Fall des schweren Brandes an der Playa de Palma nun weitergehen

Der Brandstiftung beschuldigt aber sind sie weiterhin, ebenso wie fünf weitere schon zuvor auf Kaution freigelassene Mitglieder des Kegelvereins. Ihre Anwältin Maria Barbancho geht fest davon aus, dass es zu einer Hauptverhandlung kommen wird, wie sie gegenüber der MZ sagt. Vorgeschaltet sei jedoch eine zwölfmonatige Ermittlungsphase, die noch mal zwei Mal um jeweils sechs Monate verlängert werden kann. In dieser Zeit können weitere Beweisanträge bearbeitet werden.

Verantwortlich für das Verfahren ist dabei eben jener Ermittlungsrichter, den die Verteidigung gerade ausgespielt hat. Die Gefahr, dass er sich deswegen innerhalb seines Ermessungsspielraums der Verteidigung gegenüber unkooperativ verhalten könne, bestehe durchaus, sagt ein erfahrener spanischer Strafverteidiger gegenüber der MZ. Die über seine Vertretung erwirkte Freilassung aus der Untersuchungshaft könne sich als "absolut kontraproduktiv" erweisen.

Ein weiterer, ebenfalls von der MZ befragter Anwalt, ist anderer Meinung. Der auf Mallorca anders als in Deutschland nicht als "knallhart", sondern als "seriös" bezeichnete Ermittlungsrichter werde sich bei den anstehenden Entscheidungen nicht davon beeinflussen lassen, dass Barbancho und Mieza das getan haben, wofür sie bezahlt werden: ihre Mandanten schnellstmöglich aus der Untersuchungshaft holen.

So wollen die Verteidiger nun vorgehen, um die Unschuld der Kegelbrüder zu beweisen

Die Verteidiger fordern nun, vor allem zwei Aspekte zu klären: Könnte der Brand von anderen Personen verursacht worden sein? Und: War es tatsächlich eine Zigarettenkippe, die das Schilfdach in Brand setzte, wie ein Bericht der Guardia Civil für wahrscheinlich hält?

Noch vor der Freilassung der Kegelbrüder am Freitag haben die Anwälte deswegen eine Europäische Ermittlungsanordnung beantragt, um in Deutschland zwei weitere Hotelgäste zu vernehmen, die sich kurz vor dem Brand ebenfalls auf den Hotelbalkonen aufhielten. Darauf weisen ein Handybild sowie ein Video hin.

Außerdem wollen sie nun ein unabhängiges Gutachten beantragen, um die genaue Brandursache zu klären. Sollten Zweifel bestehen, dass Zigarettenkippen den Brand auslösten, könnten die Anschuldigungen in sich zusammenbrechen.

Prozessbeginn gegen die Kegelbrüder wohl erst in einem Jahr, vielleicht aber auch erst Jahre später

Das könnte Sie interessieren:

Nach der Ermittlungsphase muss die Hauptverhandlung anberaumt werden, was angesichts der Überlastung der spanischen Justiz noch einmal Monate, wenn nicht Jahre dauern kann. Der Prozessbeginn dürfte somit nach Einschätzung der von der MZ befragten Anwälte frühestens Mitte 2023, womöglich aber auch erst 2024 oder 2025 anstehen.

Sollten die Kegelbrüder eines Tages dennoch verurteilt werden, drohen ihnen bis zu drei Jahre Haft bei fahrlässiger Brandstiftung und bis zu sechs Jahre, wenn das Feuer absichtlich entzündet wurde. Eine Auslieferung von Deutschland nach Spanien wäre möglich, weil beide Länder dem Rechtsraum der EU angehören, allerdings könnte eine etwaige Strafe wohl auch in Deutschland abgesessen werden, so die Anwälte.