Ermittlungen gegen Immobilien-Unternehmer Matthias Kühn auf Mallorca: Was derzeit bekannt ist

Die Ermittlungen im Fall um den deutschen Immobilienunternehmer Matthias Kühn weiten sich auf seine Frau sowie seine zwei Söhne aus. Seine Verteidigung weist die Anschuldigungen zurück. Kühn selbst äußert sich nicht

Matthias Kühn und Norma Duval auf einem Archivbild.

Matthias Kühn und Norma Duval auf einem Archivbild. / Europa Press

Das verworrene Firmengeflecht, das der deutsche Immobilienunternehmer Matthias Kühn auf Mallorca aufbaute, hat es in sich. Laut den Anschuldigungen der Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft hat der Hamburger damit Millionenbeträge in Sicherheit gebracht. Kühn und seine Anwälte streiten die Vorwürfe ab. Laut den Ermittlern deutet auch einiges auf eine Verwicklung von Teilen seiner Familie in die mutmaßlichen Steuerdelikte hin. So wird nun auch gegen Kühns Frau, die Society-Lady und Entertainerin Norma Duval, gegen die beiden Söhne von Kühn, Marco und Nico, sowie einen Strohmann ermittelt.

Kühn wird Vermögensverschleierung im großen Stil vorgeworfen. Er soll sein Firmengeflecht dazu benutzt haben, Gelder hin- und herzuschieben und so vor dem Zugriff der Steuerbehörde zu bewahren. Seit Jahren schuldet die wegen fehlgeschlagener Bauvorhaben und den Folgen der Finanzkrise von 2008 in die Insolvenz gegangene Kühn-Gruppe dem Fiskus samt zwischenzeitlich angefallener Zinsen mehr als 13 Millionen Euro.

96 Millionen Entschädigung

Anfang März nun sprach der Oberste Gerichtshof in Madrid der Kühn-Firma Birdie Son Vida für das von den Behörden erst genehmigte und dann verhinderte Bauprojekt von 33 Luxus-Villen auf dem Areal Muleta II rund 96 Millionen Euro Entschädigung zu. Nach dem definitiven Aus für das Bauvorhaben war Muleta II praktisch wertlos, Matthias Kühn aber rechnete damit, dass ihm eines Tages eine Entschädigung zugesprochen würde. Im Februar 2020 erwarb dann eine von einem Strohmann gegründete Firma namens „Organización Flamenca 2019“ für 200.000 Euro die Gesellschaft Birdie Son Vida. Anteilseigner an der Firma waren die Kühn-Söhne Nico und Marco, als Geschäftsführer fungierte zumindest kurzzeitig der Sohn von Norma Duval, Marc Ivan Ostarcevic.

Das Finanzamt soll sich zunächst angesichts des zu erwartenden Anrechts auf Entschädigungszahlungen gegen den Verkauf von Birdie Son Vida SL ausgesprochen haben. Die Ermittler vermuten, dass die Organización Flamenca 2019 bereits mit der Absicht gegründet worden war, Birdie Son Vida zu kaufen und damit eine mögliche Entschädigung der Balearen-Regierung zu kontrollieren. Die Firma befand sich außerhalb des Unternehmensgeflechts von Kühn, der dennoch durch seine Söhne direkten Einfluss nehmen konnte, wie die Ermittler vermuten.

Das beste Angebot

Die Verteidigung von Kühn betont hingegen, dass ein Richter dem Kauf von Birdie Son Vida durch Organización Flamenca 2019 deshalb zustimmte, weil es das beste Angebot gewesen sei. Es habe jedem offengestanden, mehr Geld zu bieten. Zudem habe Kühn bereits 2018 angeboten, die Steuerschulden mit einer Hypothek zugunsten der Steuerbehörde auf Muleta II sowie ein Vorrecht auf die zu erwartete Entschädigung für Birdie Son Vida zu begleichen. Das Finanzamt habe das abgelehnt. Dieses Angebot belege, dass der Unternehmer nie die Absicht gehabt habe, seine Steuerschulden vor der Behörde zu verbergen.

Im Fokus der Ermittler steht auch das Eiland Tagomago vor Ibiza. Die Insel ist der Hauptvermögenswert der Firma Isla Tagomago SA, die nicht direkt zum Portfolio der Gruppe gehört, sondern laut der Staatsanwaltschaft von einem Strohmann geleitet, faktisch aber von Kühn kontrolliert wird. Dorthin soll ein Großteil der Insolvenzmasse abgezweigt worden sein. In diesem Zusammenhang kommt auch Norma Duval ins Spiel. Gegen sie wird nicht strafrechtlich ermittelt, sie soll sich aber an den mutmaßlichen Straftaten ihres Gatten bereichert haben. Sie könnte deswegen zivilrechtlich belangt werden.

Problematisches Darlehen

So soll Duval 2017 von Isla Tagomago SA ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro erhalten haben. Dieses sei ohne Sicherheiten vergeben worden, und es gebe keine Hinweise darauf, dass es je zurückgezahlt wurde, so die Ermittler. Aus dem Umfeld Kühns heißt es hingegen, dass ein Großteil des Kredits inzwischen beglichen worden ist. Zum Zeitpunkt, als das Darlehen vergeben wurde, waren bei anderen Firmen von Kühn schon Steuerschulden in Höhe von mehreren Millionen Euro aufgelaufen.

Laut der Staatsanwaltschaft wurden auch weitere Vermögenswerte bei Isla Tagomago SA in Sicherheit gebracht, darunter ein Hubschrauber und zwei Boote. Die Verteidigung streitet das ab. Es sei vielmehr umgekehrt gewesen: Isla Tagomago habe zwei Kredite an Firmen der Kühn-Gruppe vergeben, die sich in Schieflage befunden hätten. Hubschrauber und Boote seien Sicherheiten gewesen.

Die Verteidigung hält zudem ihre Linie aufrecht, dass der Hamburger bei keiner der Insolvenzen eine Verantwortung gehabt habe. Matthias Kühn selbst äußert sich seit der Durchsuchung seines Hauses in Palmas Stadtteil Gènova am 12. März auf Anraten seiner Verteidiger nicht gegenüber der Presse. Er vertraue „voll und ganz auf die Justiz“ und habe „keinerlei Zweifel, dass die Ermittlungen eingestellt“ werden, teilen die Verteidiger mit.

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