Supporter-T-Shirt statt Kutte: Was es mit den Hells-Angels-Schlagzeilen an der Playa de Palma auf sich hat
Sind die Hells Angels zurück an der Playa? Vieles spricht derzeit eher für einen Einzelgänger
„Die Angst geht um am Ballermann“, „Bürgermeister schlägt Alarm: Hells Angels wollen Playa de Palma übernehmen“, „Hells-Angels-Präsident auf Mallorca festgenommen“. Das waren drei Schlagzeilen, die in der vergangenen Woche Residenten, Urlauber und Rocker aufhorchen ließen. In den Meldungen hieß es, der Präsident der Hells Angels auf Mallorca habe sich in einem Lokal an der Playa de Palma an Schutzgelderpressung versucht und dem auch körperlich Nachdruck verliehen.
Dabei unterlief dem Mann der Anfängerfehler, sich von den Überwachungskameras des Etablissements filmen zu lassen, während er auf den Wirt einschlug. Laut den Berichten fielen die Worte „Wenn du den Laden offen halten willst, musst du uns 10.000 Euro zahlen. Wenn du nicht zahlst, wirst du eine Menge Ärger bekommen.“ Das Film- und Tonmaterial übergab der Wirt der Polizei und womöglich spielte er es auch an die Zeitung „Última Hora“ weiter.
Fast unter ging dabei die zeitgleich erschienene Meldung, dass Ex-Hells-Angels-Präsident Frank Hanebuth endgültig freigesprochen worden ist, nachdem die Staatsanwaltschaft ihren Berufungsantrag am Nationalen Gerichtshof in Madrid zurückgezogen hatte. 2013 waren Hanebuth und Dutzende Mitglieder und Supporter der Hells Angels bei der „Operation Casablanca“ auf Mallorca festgenommen worden. Anschließend verbrachte der Hüne aus Hannover zwei Jahre in spanischer Untersuchungshaft.
Der Prozess im vergangenen Jahr endete mit Freispruch und in einer Blamage für die spanische Justiz. Mitangeklagte unterschrieben auf Anraten ihrer Anwälte Geständnisse, um nach eigener Aussage „endlich Ruhe zu haben“. Dennoch konnte die Staatsanwaltschaft nicht beweisen, dass Frank Hanebuth auf Mallorca eine kriminelle Vereinigung angeführt hatte.
Die Veteranen distanzieren sich deutlich
Und ausgerechnet jetzt taucht der Präsident eines neuen Charters „Hells Angels Mallorca“ auf? Die Alteingesessenen sind beunruhigt und distanzieren sich deutlich. Sie seien froh, dass zehn Jahre U-Haft, Meldeauflagen, andauernde Ermittlungen und Prozess endlich vorbei seien, heißt es aus dem Umfeld der Rocker.
Keiner der Freigesprochenen habe auch nur im Ansatz Lust, wieder in die Schlagzeilen zu geraten. Zu dem vermeintlichen Hells-Angels-Präsidenten gebe es weder Kontakt noch Beziehung. Er sei ein Einzelgänger, der ursprünglich zum Hells Angels Charter Ibiza gehörte und eine Handvoll Spanier in wechselnder Besetzung um sich geschart habe
Unklar ist, ob überhaupt ein neues Chapter Mallorca existiert. Auch die Polizei mag sich hier nicht festlegen. Kutten mit einem Mallorca-Bezug seien bisher keine gesichtet worden, heißt es an der Playa, wohl aber seien Supporter-T-Shirts im Umlauf. Das passt auch zu den Aufnahmen aus der Überwachungskamera des Lokals. Dort ist zu sehen, wie ein Mann im Hells-Angels-T-Shirt seinem „Präsidenten“ auf der Veranda des Lokals zu Hilfe eilt.
Fast jeder Playa-Resident kennt den Angreifer
Wer sich hinter dem vermeintlichen Präsidenten verbirgt, ist bekannt. M. kam vor fünf bis sechs Jahren auf die Insel. Fast jeder Playa-Resident kennt ihn, wobei niemand genau sagen kann, was der 38-Jährige eigentlich genau auf der Insel macht. Nach seiner Festnahme nach der Attacke auf den Wirt gab die Polizei bekannt, es handele sich um einen Staatsbürger afghanischer Nationalität. Nur: M. spricht fließend Deutsch. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuß, wie Polizeikreise bestätigen. Der angegriffene Wirt habe keine Anzeige erstattet.
M. war bereits im vergangenen Jahr aktenkundig geworden, nachdem er sich Seite an Seite mit ein paar gewaltbereiten deutschsprachigen Urlaubern auf der sogenannten Schinkenstraße ein heftiges Scharmützel mit Türstehern des Bierkönigs lieferte. Gegenüber der Polizei soll M. nach seiner Festnahme gesagt haben, die neue Generation der Hells Angels auf Mallorca wolle sich „von jeglichen kriminellen Aktivitäten“ fernhalten. Er werde nicht zulassen, dass der gute Ruf der Rocker beschädigt werde. Nun, der ist jetzt erst einmal gründlich ruiniert.
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