Es wird ernst im Sprachenstreit rund um die Schulen auf Mallorca: Bildungsminister muss liefern

Die Rechtspartei Vox hat Antoni Vera das Versprechen für einen Fahrplan für die freie Sprachwahl abgerungen. Der Bildungssektor ist indes in heller Aufregung

Werden die Klassen vielleicht bald nach der Unterrichtssprache getrennt?

Werden die Klassen vielleicht bald nach der Unterrichtssprache getrennt? / DM

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Vox gegen alle: Die Rechtsextremen im Balearen-Parlament, die die PP-Minderheitsregierung tolerieren, wollen lieber heute als morgen die freie Sprachwahl an den Schulen auf den Inseln einführen. Und sie können dabei einen Etappensieg verbuchen. Der andauernde Druck von Vox auf die PP hat am Freitag (27.10.) dazu geführt, dass Bildungsminister Antoni Vera in einer Sitzung versprach, noch vor kommendem Wochenende einen Zeitplan und einen Vorschlag mit den Details zur Umsetzung der freien Sprachwahl in sämtlichen Klassenstufen vorzulegen. Vox will dann über diesen Vorschlag intern beraten und entscheiden, ob er den Anforderungen der Partei entspricht.

Die Rechtsextremen wollen die Klassen am liebsten schon ab 2024 aufspalten und jeweils auf Spanisch und Katalanisch unterrichten. Etwas, das nach Ansicht des Bildungssektors utopisch ist. Die Gewerkschaft UGT etwa bezifferte die Kosten dieser Maßnahme auf 120 Millionen Euro im Jahr – ohne die Investitionen in die Infrastruktur zu berücksichtigen, die nötig würde, um deutlich mehr Klassenzimmer zu schaffen.

Sogar konservative Verbände laufen Sturm

Gegen die „Aufspaltung“ der Schüler, wie der Vorschlag von weiten Teilen der Opposition, aber auch aus Reihen der PP genannt wird, laufen sogar konservative Verbände Sturm, so wie etwa die Vereinigung der katholischen privaten und halbstaatlichen Schulen auf der Insel, ECIB. Sie stellte in einer Mitteilung klar, dass Vox mit einem derartigen Eingriff die Selbstbestimmungsrechte der Schulen verletze.

Bildungsminister Antoni Vera im Balearen-Parlament. Vox (in Person von Idoia Ribas) sitzt ihm sprichwörtlich im Nacken.

Bildungsminister Antoni Vera im Balearen-Parlament. Vox (in Person von Idoia Ribas) sitzt ihm sprichwörtlich im Nacken. / Isaac Buj/Efe

Es gebe auf den Inseln eine große Vielfalt an funktionierenden sprachlichen Unterrichtsmodellen, da brauche es keinen Eingriff der Politik. Zudem sei man auch bei der ECIB der Ansicht, dass eine bevorzugte Behandlung des Katalanischen sinnvoll ist. Bereits zuvor hatten sich rund 20 Eltern-, Schul- und Lehrerverbände in einem gemeinsam unterzeichneten Manifest an Ministerpräsidentin Marga Prohens gewandt und gefordert, von nach Sprachen getrennten Klassen abzusehen.

Druckmittel Haushaltsentwurf

Für die Konservativen indes hängt eine Menge an dem Thema: Vox knüpft seine Zustimmung zur Ausgabenobergrenze und somit auch an den Haushaltsentwurf für 2024 an die freie Sprachwahl an den Schulen und hat die PP bereits einmal bei einer Abstimmung im Parlament düpiert.

Wohl auch deshalb legt die PP seit zwei Wochen einen Eiertanz hin. Klare Aussagen darüber, was konkret in Bezug auf die freie Sprachwahl geplant ist, gab es bisher nicht. Ministerpräsidentin Prohens positionierte sich am Montag (30.10.) erstmals ein wenig deutlicher und erklärte, dass man wisse, „wo unsere Grenzen liegen“. Man könne nicht über Unrealistisches verhandeln, sei es weil es nicht genügend finanzielle Mittel oder genügend Lehrkräfte gebe.

Der Plan von Vox, nach Sprachen getrennte Klassen einzuführen, verstoße darüber hinaus gegen die Landesverfassung der Balearen, das sogenannte Autonomie-Statut, das im Jahr 1983 von allen politischen Kräften einstimmig verabschiedet wurde. Marga Prohens hatte ebenfalls klargestellt, dass man eine solche Entscheidung in jedem Fall in enger Abstimmung mit allen Beteiligten, also Lehrern, Eltern, Gewerkschaften und Schulträgern treffe.

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