Es war bereits der 1. Juni, als Rafael Nadal um 1.15 Uhr in Paris seinen vierten Matchball gegen den Serben Novak Djokovic verwandelte. Das French-Open-Viertelfinale am Dienstag (31.5.) wurde auch aufgrund der späten Ansetzung um 21 Uhr Ortszeit zu einem Mitternachts-Thriller. Die beiden Dauerrivalen lieferten Tennis auf höchstem Niveau. In dem kräftezehrenden Duell von vier Stunden und zwölf Minuten ging es munter hin und her. Allein der zweite Satz hatte mit fast 90 Minuten Spielfilmlänge. Nachdem Nadal bereits mit 3:0 vorne lag, begann Djokovic sein bestes Tennis des Abends zu zeigen und riss das Match an sich. Der 35-jährige Weltranglisten-Fünfte Nadal schlug im darauffolgenden Satz jedoch zurück und sicherte sich am Ende im Tie-Break den Sieg über den gleichaltrigen Ranglisten-Ersten.

„Merci, merci, merci, merci“

„Ich habe heute gegen den besseren Spieler verloren“, sagte Djokovic bei der anschließenden Pressekonferenz über den Rekord-Grand-Slam-Sieger aus Manacor, bei dem nach dem Match alle Dämme brachen. „Merci, merci, merci, merci“, rief der 35 Jahre alte Mallorquiner den auch weit nach 1 Uhr in der Nacht noch tobenden Tennisfans auf dem Court Philippe Chatrier zu. Dabei hatte sich Nadal bereits vor dem Match über die späte Anfangszeit beklagt.

„Ich kann ja verstehen, dass das Fernsehen viel Geld zahlt, aber wir müssen ein Gleichgewicht finden“, sagte Nadal, der zusätzlich körperlich angeschlagen war. Seit Längerem plagt er sich mit einer chronischen Fußverletzung, dem sogenannten Müller-Weiss-Syndrom, herum. Beim Turnier in Rom Mitte Mai konnte er zeitweise nach den Spielen kaum noch laufen. Nun kämpft er sich auf seinem Lieblingsterrain von Runde zu Runde, wird dabei von einem Arzt pausenlos betreut.

Nun die Hitzeschlacht gegen Deutschlands Besten

Im Halbfinale am Freitag (3.6) kommt es zum Duell mit dem Deutschen Alexander Zverev. Der lieferte ebenfalls am Mittwoch gegen den 19-jährigen Spanier Carlos Alcaraz sein bestes Tennismatch in diesem Jahr ab. Für den deutschen Olympiasieger wäre ein Sieg bei den French Open nicht nur der so lange ersehnte erste Grand-Slam-Titel, er würde mit einem Triumph in Paris auch den ersten Platz der Weltrangliste im Tennis übernehmen – als erster Deutscher seit Boris Becker 1991.

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Doch zuvor geht es am Freitag gegen Nadal, diesmal um 13.45 Uhr, kein Mitternachts-Showdown, sondern eher eine Hitzeschlacht. „Gegen Rafa hier in Roland Garros zu spielen ist sicherlich die schwerste Aufgabe, die man im Tennis haben kann“, wiederholt Zverev bereits seit Tagen.

Der Mallorquiner hat das Turnier schon 13 Mal gewonnen, traf dabei allerdings nie auf Zverev. Bei bislang sechs Duellen auf Sand behielt Nadal dennoch fünf Mal die Oberhand. Diesmal sind die Vorzeichen aber denkbar ungünstig. „Ich habe nun einmal das Problem mit meinem Fuß. Wenn wir keine Lösung gegen die Beschwerden finden, dann wird es superschwer für mich“, sagte Nadal. Gut möglich also, dass dem Sandplatzkönig aus Manacor am Freitag ein letztes Mal „Merci, Paris“ über die Lippen kommen könnte.