Nach dem Freispruch: Frank Hanebuth könnte sechsstellige Entschädigung zustehen

Der Kopf der Hells Angels will sich demnächst mit seiner Anwältin treffen, die ihm zur Schadenersatzforderung raten wird, wie sie der MZ berichtet

Der Freispruch für Frank Hanebuth könnte den spanischen Staat teuer zu stehen kommen.

Der Freispruch für Frank Hanebuth könnte den spanischen Staat teuer zu stehen kommen. / Susana Vega/Reuters

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Das Warten hatte am Dienstag (26.9.) ein Ende - Frank Hanebuth erfuhr mehr als sieben Monate nach dem Ende des Prozesses gegen ihn und 44 weitere Mitglieder und Personen aus dem Umfeld der Hells Angels von seiner Anwältin Ana Madera vom Freispruch.

Es sei keine Überraschung gewesen, erzählt die Madrider Anwältin der MZ am Telefon. "Dennoch: Frank Hanebuth war sehr zufrieden mit dem Ausgang des Prozesses", sagte Madera.

Zwei Jahre in Untersuchungshaft

Doch die Erleichterung über den Freispruch, den Hanebuth erwartet hatte, könnte demnächst Gedanken an eine Entschädigung weichen. Denn der Hannoveraner Rockerboss hatte schließlich zwei Jahre lang in Spanien in Untersuchungshaft gesessen, durfte auch danach das Land zunächst nicht verlassen und musste seit seiner Festnahme im Juli 2013 auf Mallorca fast zehn Jahre lang auf die Gerichtsverhandlung warten.

Hanebuth selbst habe bisher keinerlei Entschädigungsforderungen gestellt, erklärt Ana Madera. "Ich werde mich aber bald in Madrid mit ihm treffen und dann werde ich ihm vorschlagen, einen angemessenen Schadenersatz vom spanischen Justizministerium zu fordern", sagt Madera. Wie hoch eine eventuelle Entschädigung ausfallen könnte, dazu wollte sich die Anwältin gegenüber der MZ nicht festlegen. "Aber sie könnte sich durchaus im sechsstelligen Bereich bewegen."

Hanebuths Frau flog alle zwei Wochen nach Spanien

Es gehe schließlich nicht nur um die zwei Jahre Untersuchungshaft im als streng bekannten Gefängnis in Cádiz, sondern auch um in dieser Zeit entgangene Geschäftsumsätze oder auch die Flüge seiner Frau, die ihn während seiner Zeit in Haft alle zwei Wochen besuchte.

"Die Anreise war recht beschwerlich. Sie musste dabei zunächst von Hannover nach München fliegen, von dort nach Madrid und von dort weiter nach Jérez de la Frontera", berichtet Madera.

Emotionaler Schaden

Und nicht zuletzt der emotionale Schaden, den Hanebuth über all die Jahre erlitten habe, wolle auch ersetzt werden. "Es ging ihm zwischenzeitlich sehr schlecht", sagt seine Anwältin. "Er wird immer als böser Bube dargestellt, und wirkt aufgrund seiner Statur so, als könne ihm niemand etwas anhaben. Aber er ist ein netter Kerl." Die Jahre seit seiner Festnahme in Spanien seien teilweise ein "Albtraum" für ihn gewesen.

Der Freispruch sei im Übrigen fundiert formuliert. Einzig die Tatsache, dass die stundenlangen meist auf Deutsch geführten und teils stümperhaft übersetzten Telefongespräche, die die Grundlage für den Prozess gegen Hanebuth und die anderen Angeklagten bildete, nicht für unzulässig erklärt worden seien, verstehe sie nicht. Das Wichtigste sei, dass die Hells Angels nun anerkanntermaßen in Spanien keine "kriminelle Vereinigung" seien, wie das Urteil auch festhält.

Hanebuth hätten zwölf Jahre Haft gedroht

Hanebuth und weitere zwölf Angeklagte waren am Dienstag vom Nationalen Gerichtshof in Madrid von allen Vorwürfen freigesprochen worden. Hanebuth hätten bei einer Verurteilung zwölf Jahre Haft gedroht.

Vorgeworfen wurde ihm unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, illegaler Waffenbesitz, Geldwäsche oder Bedrohung. 32 andere Angeklagte kamen mit Strafen von meist unter zwei Jahren davon.

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