Nach Restaurant-Einsturz an der Playa de Palma: Experten prüfen, ob alle Genehmigungen vorhanden waren

Derzeit sieht es danach aus, als könnte das Unglück durch eine Überlastung auf der Dachterrasse ausgelöst worden sein

Restaurant-Einsturz auf Mallorca: So sah es am Tag danach im Medusa Beach Club aus

Restaurant-Einsturz auf Mallorca: So sah es am Tag danach im Medusa Beach Club aus / DM

Während die Aufräumarbeiten an der Playa de Palma auf Mallorca nach dem tödlichen Restaurant-Einsturzam Donnerstagabend (23.5.) weitergehen, soll nun überprüft werden, ob beim Bau des Gebäudes alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Nach Informationen des "Diario de Mallorca" haben Sachverständige der Stadt Palma begonnen, die gesamte Dokumentation über das Restaurant durchzuschauen.

Das bestätigte der Baureferent der Stadt, Óscar Fidalgo. "Wir schauen uns alles ganz genau an", sagte der Stadtrat. Bei dem Einsturz der Terrasse des Medusa Beach Club waren am Donnerstag vier Menschen ums Leben gekommen, 16 weitere erlitten schwere bis schwerste Verletzungen.

Überlastung der Terrasse?

Die Ermittler prüfen derzeit, ob eventuell eine Überlastung der Terrasse zu dem Unglück geführt haben könnte. Erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass die Struktur der Terrasse, die nachgab und das untere Stockwerk unter sich begrub, nicht für das Gewicht ausgelegt war. Im Außenbereich des Restaurants hielten sich nach Angaben des "Diario de Mallorca" etwa 20 Personen auf, als es zu dem Einsturz kam.

Der Chef der Feuerwehr Palma, Éder García, bestätigte diese Zahl und erklärte, dass diese 20 Personen auf nur 20 Quadratmetern gestanden hätten. Auch seine erste Vermutung ist, dass das Gewicht ausschlaggebend für den Einsturz gewesen sein könnte.

2017 letzte größere Inspektion

Weiter ergaben die Ermittlungen bisher, dass das Gebäude 2017 zum letzten Mal Gegenstand einer größeren Inspektion war. Derzeit wird davon ausgegangen, dass allerdings danach noch mehrere Umbauten und Renovierungen stattgefunden haben. Diese Renovierungsarbeiten werden nun detailliert überprüft, um herauszufinden, ob sie mit dem Unglück in Zusammenhang gebracht werden könnten.

Am Morgen begutachteten Sachverständige des Baudezernats von Palma und Beamte der Nationalpolizei das Unglücksgebäude gründlich. Sie fanden heraus, dass auf der Terrasse auch Stühle, Tische und andere Gegenstände standen, die das Gewicht, das die Struktur aushalten musste, noch erhöhten.

Zwei österreichische Brüder die Besitzer

Die Ermittler wollen vor allem herausfinden, ob für die Renovierungsarbeiten - die jüngsten sollen erst im zurückliegenden Winter stattgefunden haben - alle Genehmigungen eingeholt wurden. Zwei österreichische Brüder gründeten im Jahr 2018 nach Angaben des "Diario de Mallorca" eine Gesellschaft, um das bestehende Restaurant zu übernehmen und zunächst ein mexikanisches Lokal dort zu eröffnen.

2021 machten sie dann den Medusa Beach Club daraus. Die Nationalpolizei wartet nun ab, bis die Sachverständigen der Stadt ihren Abschlussbericht veröffentlichen, um erkennen zu können, ob strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen werden müssen.

Besitzer behauptet, die Lizenzen zu haben

Derweil heißt es aus dem Umfeld des Besitzers Chris A., dass die Lizenzen für die Nutzung der Dachterrasse vorhanden gewesen seien. Der Besitzer wollte sich bis zum Abschluss der Ermittlungen gegenüber der MZ nicht weiter äußern.

Der auf Mallorca ansässige Bau-Sachverständige Oliver Girharz von der Firma "Matrol" glaubt, dass es nicht die eine Unglücksursache gegeben hat. Die Bauweise mit sogenanntem Blitzzement zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren begünstige, dass das Material von Feuchtigkeit negativ beeinflusst werde. "Wenn Feuchtigkeit ausläuft und auf den Beton trifft, etwa durch eine undichte Badewanne oder durch Regen, dann findet ein Zersetzungsprozess statt, der den Betonkörper schwächt", sagte Girharz der "Welt". Außerdem sieht Girharz Anhaltspunkte dafür, dass sich das Gebäude in einem "äußerst schlechten Zustand" befunden haben könnte.