Mögliche Unterschlagung von Millionenbetrag in voriger Anstellung: PP-Politikerin auf Mallorca räumt ihren Posten

Pilar Bonet, Haushaltsdezernentin im Inselrat, soll als Angestellte beim Reisekonzern Globalia mehrere Millionen Euro auf andere Konten abgezweigt haben. Der Inselrat prüft nun alle Rechnungen, die von ihr unterschrieben wurden

Pilar Bonet bei ihrer Vereidigung als Haushaltsdezernentin. Links: Inselratspräsident Llorenç Galmés.

Pilar Bonet bei ihrer Vereidigung als Haushaltsdezernentin. Links: Inselratspräsident Llorenç Galmés. / Cati Cladera / Efe

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Es sind keine ruhigen Tage für die konservative Volkspartei PP auf Mallorca. Nur wenige Tage nach der Beilegung des Streits in der Vox-Fraktion, der die Regierungsfähigkeit der balearischen PP-Ministerpräsidentin Marga Prohens in Frage stellte, erschüttert nun ein möglicher Skandal die Konservativen selbst - diesmal im Inselrat von Mallorca.

Die Haushaltsdezernentin im Inselrat, Pilar Bonet, trat am Freitag (9.2.) von ihrem Posten zurück. Als ihren Nachfolger präsentierte Inselratspräsident Llorenç Galmés den früheren balearischen Bildungsminister Rafel Bosch. Zunächst gab Bonet als Begründung lediglich "persönliche Motive" an.

Kurz darauf stellte sich allerdings heraus, dass es offenbar handfeste Gründe für den Rücktritt gab. So legte nach Informationen der Zeitung "Última Hora" Inselratspräsident Llorenç Galmés der Haushaltsdezernentin den Rücktritt nahe, nachdem ihn Informationen über mögliche millionenschwere Veruntreuungen an einer früheren Arbeitsstelle von Pilar Bonet erreicht hatten.

Gelder auf andere Konten abgezweigt?

Demnach soll Bonet in ihrer Zeit als leitende Angestellte der Handling-Abteilung des Globalia-Konzerns jahrelang Geld vom Firmenkonto auf andere Konten abgezweigt haben. Die Rede war in verschiedenen Medien von rund zwei Millionen Euro, allerdings könnte sich die Summe der veruntreuten Gelder nach anderen Informationen auch auf bis zu sechs Millionen Euro belaufen. Eine Rechnungsprüfung bei Globalia hatte die Unregelmäßigkeiten ans Tageslicht befördert. Globalia hat sich bisher nicht zu dem Fall geäußert.

Mutmaßlich haben Bonet und weitere Mitarbeiter sich mit dem Geld bereichert. Die PP-Politikerin soll nach Angaben von ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zwar eine sehr angesehene und fähige Buchhalterin gewesen sein, allerdings auch eine Schwäche für Impulskäufe gehabt haben. So berichtet ein früherer Kollege, dass zeitweise jeden Tag Pakete mit Einkäufen ins Büro von Bonet geliefert wurden. Auch sonst habe sie einen aufwendigen Lebensstil gepflegt.

Rafel Bosch ist neuer Haushaltsdezernent im Inselrat.

Rafel Bosch ist neuer Haushaltsdezernent im Inselrat. / DM

"Glaubwürdigkeit verloren"

Die PP bemühte sich eilig, die Anschuldigungen gegen Bonet von ihrer politischen Funktion zu lösen. Die Unregelmäßigkeiten beträfen ihr "Privatleben". Es sei eine "andere berufliche Etappe" gewesen, die Anschuldigungen hätten "nichts mit ihrer Verwaltungsarbeit" beim Inselrat zu tun. Dennoch habe Bonet "ihre Glaubwürdigkeit verloren", wird Galmés zitiert.

Am Montag (12.2.) verteidigte der PP-Politiker bei einer außerordentlichen Sitzung im Inselrat die Arbeit von Bonet. Alle Gutachten und auch Befragungen von Kollegen beim Inselrat hätten ergeben, dass Bonet stets nach unabhängigen Kriterien und Hand in Hand mit den Sachbearbeitern vorgegangen sei. Dennoch werden Mitarbeiter des Inselrats nun jede Rechnung, die Bonet unterzeichnet hat, einzeln untersuchen und auswerten, ob es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein könnte.

Gemeinde Llucmajor ebenfalls betroffen

Die Sozialisten im Inselrat forderten, diese Buchprüfung auch auf die Zeit von Bonet als Gemeinderätin in Llucmajor auszuweiten. Unter dem früheren Bürgermeister Eric Jareño (2019-2023) war Bonet ebenfalls für die Finanzen der Gemeinde zuständig. Das Rathaus von Llucmajor sicherte eine externe Prüfung der Rechnungen zu.

Der Sprecher der Regionalpartei Més im Inselrat, Jaume Alzamora, kritisierte die Erklärungen des Inselratspräsidenten Galmés zum Fall Bonet als "unzureichend" und verlangte eine interne Untersuchung. Darüber hinaus habe Galmés die Bevölkerung getäuscht. Statt eines Rücktritts aus persönlichen Motiven sei eine "fulminante Entlassung" von Bonet angebracht gewesen.

Més sowie die Sozialisten äußerten darüber hinaus den Verdacht, dass es bei dem von Bonet zusammengestellten Haushalt des Inselrats nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Eine Finanzspritze von 43 Millionen Euro für den Müllentsorger Tirme, angeblich um die Müllgebühren für die Bevölkerung nicht anheben zu müssen, rieche nach "Unterschlagung".