Die Preisschraube dreht sich munter weiter auf Mallorca. Das Leben wird von Monat zu Monat teurer, allein im Juni sind die Preise im Vergleich zum Vormonat um zwei Prozent gestiegen, im Vergleich zu Juni 2021 gar um 9,7 Prozent. Lebensmittel stiegen um 11,1 Prozent im Preis. Was dazu führt, dass viele Menschen auf Markenprodukte verzichten und ihre Lebensmittel möglichst billig ausschließlich in Supermärkten oder Discountern kaufen.

Das bringt gerade auch diejenigen in Bedrängnis, die keinen großen Konzern im Hintergrund haben. So wie die Marktleute im Mercat Pere Garau. Wer durch die Gänge der Markthalle streift, stellt schnell fest: Zahlreiche Stände sind geschlossen, an rund zehn von ihnen hängt ein Schild mit der Aufschrift „Se vende“ (zu verkaufen) oder „Se traspasa“ (zu übertragen). Diejenigen, die geöffnet haben, müssen um jede Kundin und jeden Kunden kämpfen.

Doppelt so teuer wie Anfang 2022

So wie Cati, die einen Stand mit Trockenfrüchten und Süßkram aller Art betreibt. „Immer mehr Leute schließen hier um mich herum. Die Bar nebenan, ein Geschäft direkt daneben. Ich halte momentan noch durch“, sagt sie. Wo solle sie auch hin in ihrem Alter, meint die Endfünfzigerin? „In die Arbeitslosigkeit?“ Nein, das sei keine Option. Die Preise für ihre Produkte seien in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Sie deutet auf die Trockenaprikosen. „Momentan liegen sie bei 14,95 Euro pro Kilo, vor sechs Monaten war es die Hälfte.“

Auch die Pinienkerne kosteten inzwischen doppelt so viel wie noch zu Jahresbeginn. Die Leute kauften deutlich weniger als früher, erzählt Cati. An Tagen, an denen vor dem Markt die Stände nicht aufgebaut seien, schließe sie inzwischen meistens früher. „Ich musste darüber hinaus eine Verringerung der Miete mit dem Besitzer des Standes aushandeln. Zum Glück ging das.“

Die Marktleitung wiegelt ab

Ähnlich ist die Lage bei Soledad, einer anderen Marktverkäuferin. Sie hat sich mit ihrem herbolario auf Heilmittelchen aller Art spezialisiert. Noch komme sie einigermaßen über die Runden, aber die Preissteigerungen machten ihr auf jeden Fall zu schaffen. Bei den Salben und Cremes, die sie verkauft, sei die Inflation zwar nicht ganz so stark ausgeprägt wie bei den Lebensmitteln. „Aber auch ich muss alle zwei bis vier Wochen Preise anpassen“, sagt Soledad. Sie hat viele Stammkunden, die ihr die Treue halten. Große Sprünge kann sie sich nicht erlauben, immer wieder muss sie auch aus ihrem Privatvermögen Geld in den Laden schießen.

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Bei der Marktleitung will man von diesen Problemen unterdessen nichts wissen. Die Schließungen der Stände hätten rein gar nichts mit der aktuellen Inflation zu tun. „Im Sommer ist das normal, da geht die Aktivität im Markt herunter, weil viele Kunden nicht da sind“, sagt José Bonnín, der Präsident des Marktes der MZ. Die Preissteigerungen seien nicht ganz so dramatisch, deshalb mache man sich keine Gedanken darüber, ob man die Mieten für die Läden reduzieren werde.