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Chiringuitos auf Mallorca: Vorsicht vor Strandbuden von allgemeinem Interesse

Unser Autor befürchtet eine fortschreitende Zerstörung der Küstenlinie von Mallorca, wenn die derzeitige Balearen-Regierung mit ihrem Ansinnen ernst macht, die Strandkioske zu fördern

Einer der Chiringuitos am Es Trenc wird 2022 abgebaut.

Einer der Chiringuitos am Es Trenc wird 2022 abgebaut. / DM

Ich habe mit Entsetzen gelesen, dass die Landesregierung die Chiringuitos als „soziale und touristische Treffpunkte“ einstuft. Und dass sie um dieses euphemistischen Allgemeininteresses willen bereit ist, alle Möglichkeiten zu prüfen, damit sich an der Playa de Muro derlei Lokale mit ihren Terrassen auf den Sand ausbreiten können – einem eigentlich öffentlichen Territorium, das eine Regierung mit Anstand mit aller Macht verteidigen müsste. Schließlich vertritt sie die Interessen aller Bürger, und nicht die einiger weniger.

Nachdem die "Koalitionsregierung" auf den Balearen aus Volkspartei und Vox ohnehin nicht mehr für den Naturschutzpark am Es Trenc einsteht, hat der Gemeinderat von Campos eine Klage gegen den Verwaltungsplan für das Naturschutzgebiet eingereicht. Die Gemeindeoberen wollen die sechs Strandbars mit den dazugehörigen Außenbewirtungsbereichen wieder aufbauen, die im Jahr 2022 abgerissen wurden.

Entwicklungsmodell der 1960er-Jahre

Das hatte seinen Grund im nötigen Schutz des Sandstrands vor der fortschreitenden Zerstörung, der er ausgesetzt war – nicht nur wegen der Strandbars selbst, die das Dünensystem, eines der letzten vollständig erhaltenen auf Mallorca, schädigten, sondern auch wegen der unkontrollierten Ankerplätze vor der Küste und einer übermäßigen Belegung des Strands im Sommer. Nach wie vor sind es mehr als 8.000 Personen pro Tag, trotz der Auflagen des dortigen Naturschutzgebiets.

Gleichzeitig will das balearische Umweltministerium alle Pläne zur Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen in den Schutzgebieten der Balearen überarbeiten, um die festgelegten Nutzungsbeschränkungen zu ändern. Das bedeutet, dass es mehr Strandbars geben wird, aber auch mehr Ankerplätze, mehr Paella und Sangria sowie jede Menge Katamaran-Ausflüge, die per Megafon bei Sonnenuntergang beschallt werden. Das ist das Entwicklungsmodell der 1960er-Jahre für das überlaufene Mallorca von heute.

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